Lässt sich das Aggressionsverhalten von Hunden durch die Kastration beeinflussen?
Geht Ihr Rüde selbstständig auf Wanderschaft, um das Herz der läufigen Hündin des Nachbarn zu erobern? Zeigt er sich gegenüber unbekannten Personen aggressiv? Oder zeigt er sogar im eigenen Haushalt ein unerwünschtes, territoriales Verhalten? Uriniert er sorgfältig sein Revier und verteidigt dieses vehement gegenüber tierischen und menschlichen Eindringlingen? Zeigt Ihr Hund im Urlaub Aggressionen, so dass es anstrengend ist, ein Hotel mit Hund zu besuchen? Dann habe Sie bestimmt schon einmal über eine Kastration ihres Vierbeiners nachgedacht. Doch ändert sich das Aggressionsverhalten von Hunden tatsächlich oder erzeugt eine Kastration nur weitere Probleme? Leider gibt es wenige Studien zu diesem Thema und die Vor- und Nachteile einer Kastration sind oft recht individuell und nicht auf jeden Hund übertragbar.
Das sexuelle Verhalten und die Kastration
Mit der Kastration erhofft man sich die Änderung des sexuellen Verhaltens eines Hundes. Gerade bei Rüden, die sehr aktiv läufige Hündinnen erobern und weglaufen, um ihre Bedürfnisse auszuleben, kann eine Kastration Milderung verschaffen. Leben Hund und Hündin in einem Haushalt, und der Rüde zeigt ein überzogenes Sexualverhalten, wenn die Hündin läufig ist, so kann eine Kastration Abhilfe schaffen und ein harmonisches Zusammenleben gewährleisten. Die meisten Hundebesitzer machen die Erfahrung, dass die Kastration die sexuelle Raserei reduziert, gerade wenn der Hund in jungen Jahren kastriert wird. Er läuft nicht mehr weg, wenn zufällig eine Dame aus der Nachbarschaft läufig ist und reagiert gelassen bei Begegnungen mit läufigen Hündinnen.
Kastration und Aggressionsverhalten
Heutzutage ist eine Kastration beim Hund nicht mehr das alleinige Mittel, um Aggressionen auszumerzen. Während früher gerne präventiv kastriert wurde, um eventuelle Probleme im späteren Hundeleben zu umgehen, ist eine Kastration mittlerweile umstritten, vor allem wenn es darum geht, das Aggressionsverhalten zu vermindern. Reagiert ein Hund aggressiv auf andere Vierbeiner oder auf fremde Menschen, so sind oft eine falsche Erziehung oder auch schlechte Erfahrungen der Grund hierfür und nicht der überhöhte Sexualtrieb. Es ist also zunächst sinnvoll zu schauen, ob ein Hundetrainer wertvolle Tipps für den Umgang mit dem Hund liefern kann oder ob der Vierbeiner als junger Hund oder auch im Erwachsenenalter brenzlige Situationen mit anderen Hunden oder auch Menschen erfahren hat. Ist das der Fall, so kann mit viel Ruhe und Gelassenheit an den Problemen gearbeitet werden. Oft hilft es auch, dem Hund mehr Ruhe und einen sicheren Rückzugsort zu bieten, um aggressives Verhalten zu vermeiden. Klare Regeln im Haushalt und eine sichere Führungsperson helfen dem Vierbeiner, gelassener zu reagieren. Eine Kastration verspricht nicht die schnelle Lösung, im Gegenteil, es gibt sogar Studien, die darauf deuten, dass eine Kastration in jungen Jahren den Hund eher aggressiver macht.
Studie zu Aggressionsverhalten und Kastration
Die 2018 durchgeführte Studie “Aggression toward familiar people, strangers, and conspecifics in gonadectomized and intact dogs” vergleicht das Aggressivitätspotenzial von kastrierten und unkastrierten Hunden in Bezug auf bekannte und unbekannte Personen wie auch auf Artgenossen. Dabei schaut die Studie auch darauf, in welchem Alter die Hunde kastriert wurden. Die Ergebnisse besagen, dass kein Zusammenhang zwischen der Kastration und dem Aggressionsverhalten gegenüber bekannten Menschen oder auch Artgenossen besteht. Gegenüber fremden Menschen stellt die Studie jedoch eine leicht erhöhte Wahrscheinlichkeit der Aggressivität bei kastrierten Hunden her, jedenfalls wenn die Hunde zwischen dem Alter von sieben bis 12 Monaten kastriert wurden. Hier lag die erhöhte Wahrscheinlichkeit bei 26 Prozent.
Der Hormonchip als Probe vor der Kastration
Um auszuprobieren, ob Ihr Hund tatsächlich sein Verhalten ändert, können Sie ihm beim Tierarzt einen Kastrationschip einsetzen lassen. Dieser macht die Fellnase für 6 bis 12 Monate unfruchtbar. In diesem Zeitraum kann ausprobiert werden, ob sich das Verhalten verändert, im positiven oder auch im negativen Sinne. Die Wirkungsweise und auch die möglichen Veränderungen sind zeitlich begrenzt, und so kann der Hormonchip als eine Testphase gesehen werden, die Hinweise darauf geben kann, ob eine Kastration bei Ihrem vierbeinigen Freund sinnvoll ist oder nicht. Ein Hormonchip kostet zwischen 100 und 200 Euro und ist auf jeden Fall einen Versuch wert.
Nachteile einer Kastration
Eine Kastration verändert den Hormonhaushalt eines Hundes. So kann es vorkommen, dass der Vierbeiner nach dem Eingriff einen erhöhten Appetit hat und so auch mehr Kalorien zu sich nimmt. Meistens werden Hunde durch die Kastration ruhiger, allerdings auch träger. Eine ausgewogene Ernährung und ein abwechslungsreiches Sportprogramm können Abhilfe schaffen, und einer Gewichtszunahmen entgegenwirken. In einigen Fällen verliert weiterhin das Fell des Hundes seinen Glanz, hier können Pflegeprodukte helfen. Der Tierarzt kann wertvolle Hinweise zu möglichen Komplikationen und Folgen einer Kastration geben und gemeinsam mit Ihnen überlegen, ob diese ein richtiger Schritt für Ihren Vierbeiner ist.
Fazit: Wird das Aggressionsverhalten von Hunden durch die Kastration beeinflusst?
Eine Kastration kann Vorteile haben, ist allerdings nicht das geeignete Mittel, um Aggressionen des Lieblings in den Griff zu bekommen. Unter bestimmten Voraussetzungen kann eine Kastration sogar dazu beitragen, dass der Hund noch aggressiver gegenüber fremden Menschen reagiert. Sollte Ihr Vierbeiner sich aggressiv zeigen, so heißt es, auf umfassende Lösungssuche zu gehen und den Umgang mit dem Vierbeiner zu ändern oder brenzlige Situationen zu üben.
Wir hoffen, euch hat unser Blogartikel gefallen! Bei Ideen, Anregungen oder Korrekturwünschen bitten wir um einen Kommentar 🙂
Euer 4Pfoten-Urlaub-Team