Wenn Hunde Angst haben – Teil 1
Anzeichen erkennen und Auslöser identifizieren
Wir starten hier mit einer neuen Artikelserie, und zwar zum Thema „Ängstlicher Hund“. Sie werden unter anderem erfahren, wie Sie Angst bei Ihrem Vierbeiner erkennen, wie Stress und Angst zusammenhängen und was Sie konkret tun können, um Ihrem Hund zu helfen.
In diesem ersten Teil der Serie geht es darum, die Anzeichen von Angst bei Ihrem Hund auszumachen – und zwar anhand seiner Körpersprache und seines Verhaltens. Weiterhin nennen wir Ihnen die häufigsten Auslöser der Angst bei Hunden, so dass Sie in der Lage sein werden, in seinem Sinne hilfreich zu agieren. Wie Sie das am besten machen und worauf Sie achten sollten, erfahren Sie in einem späteren Artikel.
Woran erkennen Sie, dass Ihr Hund Angst hat?
Die typische eingezogene Rute und der Angstschnapper ist eigentlich jedem bekannt. Tatsächlich zeigen Hunde aber häufig auf viel subtilere Weise, dass sie nervös, ängstlich oder verunsichert sind. Je früher Sie diese Anzeichen erkennen und richtig deuten, desto besser können Sie auf Ihren gestressten Vierbeiner reagieren und ihm dabei helfen, selbst extreme Situationen zu meistern.
Gut zu wissen: Nicht jeder Hund zeigt dieselben Anzeichen. Auch sie sind Individuen. Und sie verändern sich im Laufe ihres Lebens. Ebenso kann sich auch ihre Art und Weise, Unsicherheit und Angst zu zeigen, im Laufe der Zeit verändern.
Die Körpersprache eines ängstlichen Hundes zeigt zum Beispiel
- eine geduckte Körperhaltung (der Hund versucht, sich klein zu machen),
- eine gesenkte oder eingezogene Rute,
- das Vermeiden des Blickkontaktes,
- nach hinten gezogene und angelegte Ohren,
- eine langgezogene Maulspalte oder auch
- angelegtes Fell.
Folgendes Verhalten kann darauf hindeuten, dass Ihr Hund Angst hat:
- Er zittert, hechelt und/oder gähnt.
- Er leckt sich über die Schnauze oder Nase.
- Er versucht, sich zu verstecken.
- Er geht in die aggressive Defensive.
- Er jault oder bellt mit hoher, nervöser Stimme.
- Er leckt und knabbert zwanghaft an sich selbst, schlimmstenfalls bis zum Entstehen offener Wunden.
Und wie reagiert der Körper (möglicherweise) auf Stress?
- Die Pupillen sind erweitert.
- Der Speichelfluss ist verstärkt, der Hund „sabbert“.
- Der Hund kann unter Durchfall und Erbrechen leiden.
- Der Appetit leidet.
- Es kann zu Inkontinenz kommen.
So kann es zum Beispiel sein, dass Ihr Hund vor einer Hand zurückschreckt, weil er unter starken Schmerzen oder Unwohlsein leidet oder sich seine Seh- oder Hörleistung einschränkt.
Die Natur hat es so eingerichtet, dass (wild lebende) Hunde vom Rudel ausgeschlossen werden, wenn sie Schwäche zeigen. Entsprechend gut sind die Tiere darin, Schmerzen und Behinderungen zu verbergen. Dieses evolutionär „programmierte“ Verhalten hat sich bis heute nicht geändert; die Schmerzen und Behinderungen werden daher sogar von Tierärzten durchaus übersehen.
Angst beim Hund: Die häufigsten Auslöser
Wir Menschen können nicht immer nachvollziehen, warum unsere Hunde unter Angst und Stress leiden. Viele Ursachen nehmen wir nicht einmal wahr, zum Beispiel andauernde Töne in einer Frequenz, die für menschliche Ohren unhörbar sind.
Manche Hunde erschrecken kurz, ordnen die Ursache für sich ein und gehen dann weiter entspannt ihrem „Tagesgeschäft“ nach. Andere entwickeln Panik oder sogar chronischen Stress – und an dem Punkt können wir Menschen eingreifen. Je besser wir in der Lage sind, die akuten Bedürfnisse unserer Hunde wahrzunehmen und entsprechend auf die Tiere einzugehen, desto besser sind diese in der Lage, mit der jeweiligen beängstigenden, Stress auslösenden Situation umzugehen.
Klassische Angstauslöser bei Hunden sind beispielsweise
- plötzliche, laute und/oder dauerhaft hohe Geräusche (Gewitter oder Silvesterknaller)
- Trennung von Familienmitgliedern (auch tierischen)
- fremde Artgenossen, manchmal auch Hunde aus dem eigenen Rudel
- fremde Menschen, Tierarzt, manchmal auch Mitglieder des eigenen Haushalts
- Veränderungen in der häuslichen Umgebung (Trennung, andere Routinen, neue Familienmitglieder, Umzug)
- unbekannte Lebewesen, Dinge und Situationen (Menschenmengen, Musik, Kirchenglocken, Straßenfeste, neue Figuren im Garten des Nachbarn etc.)
Versuchen Sie, den Angstauslöser so exakt wie möglich zu bestimmen. Schauen Sie hin: Was knurrt Ihr Hund genau an? Wovor weicht er zurück? Warum klemmt er die Rute ein?
Hündin Mayla spazierte wie immer abends mit ihrem Frauchen entspannt durch die Fußgängerzone ihrer kleinen Heimatstadt. Plötzlich versteifte sich Maylas Körper, ihr Fell sträubte sich und sie knurrte ein Schaufenster an. Es handelte sich um ein Spielwarengeschäft, und dort stand – ganz neu eingetroffen! – ein mechanischer Bär auf seinen Hinterpfoten und „winkte“ den Passanten zu.
Mayla durfte sich das unbekannte Wesen aus sicherer Entfernung so lange anschauen, wie sie wollte – Frauchen nahm sich die Zeit und blieb dabei völlig gelassen. Irgendwann begriff Mayla, dass von dem Bären keine Gefahr ausging. Sie entspannte sich, der Spaziergang konnte weitergehen.
Sie als Halter können vielleicht nicht kontrollieren, was Ihrem Hund Angst machen. Aber Sie können den Stresslevel mit gezieltem Verhalten bis zu einem gewissen, sehr individuellen Grad reduzieren. Und es hat sich gezeigt: Hunde, die weniger Stress haben, haben in der Regel auch weniger Angst.
Wir hoffen, euch hat unser Blogartikel gefallen! Bei Ideen, Anregungen oder Korrekturwünschen bitten wir um einen Kommentar ?
Euer 4Pfoten-Urlaub-Team