Wenn (Ball-) Spielen zur Sucht wird
Ihr Hund liebt seinen Ball über alles und hüpft vor Aufregung oder springt Sie sogar an, sobald das Lieblingsspielzeug in seiner Nähe ist? Ohne den Ball ist Ihr bewegungsfreudiger Hund nicht ausgelastet? Immer und immer wieder fordert Ihr Hund ein, dass der Ball geschleudert wird? Dann könnte es sich bei Ihrem Liebling um einen Balljunkie handeln. Ein Hund, bei dem sich das Spielen zu einer Sucht entwickelt hat, gerät durch monotones Werfen des Spielzeugs und dem Hinterherhetzen in eine Art “Suchtzustand”. Er möchte diesen “Kick” immer wieder erleben und fordert so immer wieder die gleiche Bewegung ein. Hierbei wird zwar der Hund körperlich beansprucht, geistig ist er aber lange nicht ausgelastet, da es sich um monotone Bewegungsabläufe handelt, bei denen der Hund nicht denken muss.
Wie kann ich erkennen, ob mein Hund schon süchtig ist, oder er noch mit Freude mit dem Ball spielt?
Ein Balljunkie hat an nichts anderem Interesse als an seinem Ball. Wird dieser Ball nicht schnell genug geworfen, so springt er sein Frauchen oder Herrchen aufdringlich an, bellt ununterbrochen und ist kaum ansprechbar, wenn der Ball in Sichtweite ist. Wohingegen Herrchen oder Frauchen uninteressant sind, wenn er oder sie den Ball in der Tasche lässt. Dann beschäftigt sich der Balljunkie mit anderen Dingen.
Wird Frauchen hingegen nicht als menschliche Ballschleuder angesehen, so wird sie nicht bellend oder springend angerempelt und der Ball kann in Ruhe in der Tasche verstaut werden. Der Abstand zu der Bezugsperson wird eingehalten, und der Hund ist ansprechbar für andere Kommandos und Aufgaben. Sollte dieses für Ihren Hund gelten, so spricht nichts gegen gelegentliches Ballspielen bestehend aus Werfen und Hinterherhetzen. Hat Ihr Hund allerdings wenig Respekt und nur noch den Ball im Kopf, so sollten Sie gegensteuern.
Gibt es besonders anfällige Hunde?
Einige Hunderassen, wie zum Beispiel Terrier, wurden daraufhin gehend gezüchtet, viel Spaß und Erregung beim Hetzen wie auch Jagen zu verspüren. Diese Hunde sind besonders gefährdet, ihr Ballspiel zu übertreiben. Oft hört man auch, dass Besitzer von aufgedrehten und aufgeregten Hunden versuchen, diese durch besonders actionreiche Beschäftigung auszupowern. Sie lassen ihren Vierbeiner kilometerweit an der Leine am Fahrrad rennen oder versuchen, den Ball mit einer Ballschleuder so weit zu werfen, dass der Hund lange Wege rennen muss. Dieses “Auspowern” ist aber oft kontraproduktiv, da das aufgedrehte Verhalten noch verstärkt wird. Was aufgeregte Hunde aber lernen müssen, ist zur Ruhe zu kommen und mitzudenken.
Wie kann ich meinen Hund entwöhnen?
Wichtig ist, dass Sie Respekt von Ihrem Vierbeiner einfordern. Anrempeln oder anbellen zeugen davon, dass Ihr Hund Sie nicht ernst nimmt und sich rüpelhaft gegenüber Ihnen verhält. Es ist absolut notwendig, dass Sie Abstand von Ihrem Partner einfordern. Die Körpersprache spielt dabei eine zentrale Rolle. Nehmen Sie eine aufrechte Haltung ein und spannen Sie Ihre Muskeln an. Sie können Ihre Körpersprache auch durch ein kurzes verbales Signal wie “Weg” oder “Abmarsch” bekräftigen. Hektische Bewegungen oder langes Schimpfen sind eher kontraproduktiv. Das interpretiert Ihr Hund eher als Bestätigung, das Schimpfen wird als Bellen empfunden und so kann ihr Hund als Rudelmitglied mit einstimmen.
Setzt Ihr Vierbeiner trotz der Körperspannung zum Sprung an, so weichen Sie nicht aus. Besser ist ein Schritt auf den Hund zu, wobei ein gestreckter Arm und eine offene Handfläche den Hund abblockt. Auch hier kann wieder ein kurzes “Nein” die Körpersprache unterstützten. Dieses Verhalten muss immer wieder geübt werden, so dass es sich verfestigt und der Hund sein Herrchen oder Frauchen respektiert. Eine Belohnung durch Leckerli ist nicht nötig, sollte das Training wirken. Denn auch für den Hund sollte Höflichkeit und Respekt eine Selbstverständlichkeit sein.
Wie kann alternatives Ballspielen aussehen?
Fordert Ihr Hund Sie dazu auf, den Ball zu werfen, so sollten Sie erst einmal zögern. Ihr Hund darf lernen, respektvoll abzuwarten, bevor er die Belohnung in Form des Lieblingsspielzeugs bekommt. Am Anfang es Trainings reicht es, wenn Ihr Hund ein paar Sekunden abwartet und Blickkontakt zu Ihnen aufnimmt. Gelingt das, so kann der Ball geworfen werden, allerdings nicht so weit weg wie möglich, sondern zum Hund, so dass er ihn in der Nähe von Herrchen oder Frauchen fangen kann. Herrchen oder Frauchen ist in das Ballvergnügen mit einbezogen, dieses findet nicht losgelöst in weiter Ferne statt. Mit etwas Übung kann die Wartezeit immer wieder ein Stückchen verlängert werden.
Eine Variation mit dem Ball ist das “Zickzack-Spiel”. Dabei wird der Ball oder das Spielzeug nach dem Blickkontakt zügig in einer Zickzack Bewegung über den Boden gezogen. Folgt der Hund dem Ball, so kann dieser danach auf die Hundeschnauze zu geworfen werden. Auch hier lernt der Hund, dass eine Interaktion mit der Bezugsperson eine wertvolle Freizeitbeschäftigung sein kann.
Um Ihren Hund weiterhin geistig zu fordern, kann die Nase des Lieblings eingesetzt werden. Der Hund sitzt und wartet, bis das Spielzeug versteckt wurde und darf es erst suchen, wenn das Kommando dazu gegeben wurde. Durch das Abwarten lernt Ihr Hund, seine Impulse zu kontrollieren und das Suchspiel fordert weitere Sinne und lastet Ihren Hund auch geistig aus, so dass er hinterher entspannt und zufrieden in seinem Körbchen ausruhen kann.
Diese kleinen Übungen lassen sich in den Alltag immer wieder gut einbringen, aber sind auch sinnvoll, sollten Sie Ferien mit Ihrem Hund anstreben und wollen ihren Hund auch am Urlaubsort gut auslasten. Denn ob Wanderurlaub mit Hund oder Ostsee mit Hund, Alltag oder Ferienzeit, Ihr Hund braucht immer einen guten Ausgleich zwischen körperlicher und geistiger Anspannung sowie Entspannung. Wir als Hundebesitzer sind gefragt, wenn es darum geht, unseren vierbeinigen Freund seinen Bedürfnissen entsprechend zu beschäftigen. So gelingt ein vom gegenseitigen Respekt geprägtes Zusammenleben mit dem Vierbeiner, mit viel Freude und Zufriedenheit auf beiden Seiten!
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