Warum läuft mein Hund weg? Mögliche Gründe und wie Sie gegensteuern können
Sie öffnen die Haustür, und Ihr Vierbeiner stürmt an Ihnen vorbei nach draußen, obwohl er sich noch Sekunden vorher im Wohnzimmer völlig entspannt mit geschlossenen Augen auf seiner Decke gerekelt hat. Oder er buddelt sich höchst motiviert unter den Gartenzaun durch. Zum Drüberspringen ist er zwar zu hoch, aber was soll’s… es gibt ja auch andere Optionen.
Was auch immer unsere Hunde tun, um auf eigene Faust die Gegend zu erkunden – mit solchen Situationen ist einfach nicht zu spaßen. Unsere Vierbeiner können von einem Auto angefahren oder von Fremden mitgenommen werden. Oder sie landen mit etwas Glück in einem Tierheim. Und selbst von dort kommen sie nicht unbedingt sicher zurück nach Hause, auch wenn sie tausendfach in den sozialen Medien geteilt werden. Der Großteil der Hunde trägt zwar einen Transponder-Chip, aber einige von ihnen sind gar nicht registriert, und der Halter wird nicht ausfindig gemacht. Dann gibt es noch Situationen, in denen der Halter anhand des Transponders zwar bekannt ist, die Daten aber nicht herausgegeben werden (dürfen).
Es gibt mehrere Gründe, warum Hunde weglaufen. Wir nennen Ihnen hier die häufigsten und geben Ihnen Tipps, wie Sie die jeweilige Situation bestmöglich vermeiden können.
Ihr Hund will nach Hause
Haben Sie vor kurzem den Wohnort gewechselt? Unsere Vierbeiner verstehen das Konzept „neues Zuhause“ nicht wirklich. Sie sehen nur, dass sie sich an einem Ort befinden, der ihnen fremd ist. Sie möchten dorthin, wo sie sich auskennen und sich geborgen fühlen – zur alten Adresse.
Tipp:
Machen Sie Ihrem Hund sein neues Refugium so vertraut wie möglich. Umgeben Sie ihn mit Gegenständen, die er liebt und kennt und denen der Geruch nach der „alten Heimat“ noch anhaftet. Das können beispielsweise Decken, Kissen oder Spielsachen sein.
Führen Sie Ihren Hund durch sein neues Zuhause und geben Sie ihm Zeit, sich alles genau anzusehen und zu beschnuppern. So kann er sich in Ruhe mit der neuen Umgebung vertraut machen und sieht, dass Sie auch hier an seiner Seite sind.
Zieht ein neuer Vierbeiner bei Ihnen ein, schränken Sie seinen Zugang zu einzelnen Räumen und zum Garten zunächst etwas ein, damit er nicht völlig überfordert ist. Dies ist beispielsweise hilfreich für Welpen sowie für Hunde, die noch nie eine Wohnung oder ein Haus von innen gesehen haben.
Veränderte Gewohnheiten
Hier gibt es einen Zusammenhang zum ersten möglichen Grund. Ist Ihr Vierbeiner daran gewöhnt, überall frei herumzulaufen und zu tun, was ihm gerade einfällt? Wenn sich sein Umfeld plötzlich verändert – durch einen Umzug oder auch durch eine Änderung der Dynamik im Haus (der Lebensgefährte zieht ein, ein neues Baby kommt an, Scheidung etc.) –, wird er seine Gewohnheiten dennoch beibehalten wollten. Die neuen Umstände irritieren ihn und können ihn verunsichern, und es kann sein, dass er versucht, der Situation in irgendeiner Weise aus dem Weg zu gehen.
Tipp:
Arbeiten und trainieren Sie mit ihm! Zeigen Sie ihm, dass es keinen Grund gibt, davonzulaufen. Positive Verstärkung in Kombination mit viel Geduld und Verständnis ist hier das Nonplusultra – Strafen, ungeduldiges und ruppiges Einsperren oder ähnliches sind ein absolutes No-Go. Wenn Sie es alleine nicht schaffen, Ihren Hund zu überzeugen, nehmen Sie bitte die fachliche Hilfe eines kompetenten Trainers in Anspruch.
Langeweile oder Einsamkeit
Hunde sind sehr soziale Wesen. Sie benötigen Aufmerksamkeit, Liebe und eine interessante Beschäftigung. Fühlen sie sich einsam oder langweilen sie sich, weil sie nichts zu tun haben, kann es sein, dass er sich nach etwas Interessanterem umsieht und davonläuft.
Tipp:
Bei einem vollen Terminkalender ist es nicht immer einfach, Zeit für den Vierbeiner zu finden. Aber er hat Sie nicht darum gebeten, ihn bei sich aufzunehmen. Sie wollten ihn und tragen nun Verantwortung für sein Wohlergehen. Diese Verantwortung endet nicht beim regelmäßigen Füttern. Geben Sie Ihrem Vierbeiner die Priorität, die er verdient und braucht. Planen Sie tägliche Spaziergänge ein – gern in Gegenden, die er noch nicht kennt und in denen er viel Neues entdecken kann. Legen Sie Spiel- und Trainingseinheiten ein, bringen Sie ihm kleine Tricks bei. Und zeigen Sie ihm Ihre Zuneigung so oft wie nur irgendwie möglich.
Wie wäre es mit Unterkünften für einen Urlaub mit dem Hund und einer Hundeschule? Ja, Hundeerziehung geht immer, auch im Urlaub – Und hier haben wir schon ein paar Unterkünfte, die das anbieten: Hundeschule im Urlaub
„Love is in the air…“ – der Paarungstrieb
Wenn unkastrierte Rüden eine läufige Hündin wittern, hält sie in der Regel nichts mehr! Die Natur von Rüde und Hündin verlangt, dass die Bedürfnisse befriedigt werden – um jeden Preis. Da stellt selbst der hohe Zaun im optimal gesicherten Garten kaum noch ein Hindernis dar.
Tipp:
Kommt eine Kastration bzw. eine Sterilisation für Sie nicht in Frage, fragen Sie den Tierarzt Ihres Vertrauens nach Alternativen. Es gibt zum Beispiel den so genannten Kastrationschip und – für Hündinnen – Hormonspritzen, die die Läufigkeit verhindern. Bitte informieren Sie sich umfassend über mögliche Langzeitfolgen und Nebenwirkungen und holen Sie sich gegebenenfalls eine zweite Meinung ein.
Da auch der gehorsamste Hund seine Triebe nicht unter Kontrolle hat, hilft im Zweifel nur sorgfältiges Sichern und Anleinen.
Angst und Panik
Ihr Vierbeiner muss kein klassischer Angsthund sein, um vor lauten Geräuschen oder ungewohnten Anblicken zurückzuschrecken. Flattert im starken Wind plötzlich eine Plastiktüte um die Hausecke und weht Ihrem Hund direkt ins Gesicht, oder ertönt direkt neben Ihnen der ohrenbetäubend laute Knall einer Motor-Fehlzündung, ist es sehr wahrscheinlich, dass er reflexartig das Weite suchen will.
Auch diese Gedanken sollte man verfolgen, wenn man einen Hund aus dem Ausland zu sich holt: Angsthund aus dem Ausland
Tipp:
Wenn Sie sich nicht zu einhundert Prozent darauf verlassen können, dass Ihr Hund auf Ihren Rückruf einwandfrei reagiert, sorgen Sie für eine zuverlässige Sicherung beim Spazierengehen. Gerade bei Hunden aus dem Tierschutz sollte dieser Punkt auf gar keinen Fall unterschätzt werden. Informieren Sie sich zu den Themen „Sicherheitsgeschirr“ und „doppelte Sicherung“ – Sie retten Ihrem Vierbeiner damit unter Umständen das Leben.
Hat Ihr Hund Angst vor Geräuschen, die Sie in irgendeiner Form nachahmen können, können Sie ihn darauf trainieren, das Geräusch zu akzeptieren und die Nerven zu behalten. Typische Beispiele sind Feuerwerk und Donner. Wie Sie Ihren Hund mit solchen Geräuschen langsam, aber sicher vertraut machen können, erklären wir Ihnen in einem späteren Artikel. Bis dahin bieten Sie ihm einen geschützten Bereich an, in dem er sich in der Silvesternacht und bei Gewitter sicher fühlt und von wo er vor allem nicht weglaufen kann.
Aufregung und Jagdtrieb
Hier ein Eichhörnchen, das den Baum hinauf flitzt, dort eine Katze, die im Hauseingang sitzt und sich provozierend die Pfoten putzt… welcher Hund kann dazu schon „nein“ sagen? Ist Ihre Fellnase angeleint und Sie passen einen Augenblick lang nicht auf, hat er Ihnen vielleicht schon die Leine aus der Hand gerissen und rast dem Haken schlagenden Kaninchen quer über das Feld hinterher – bis außer Sichtweite. Auch Jogger und Radfahrer sind selten begeistert, wenn sich ihnen plötzlich ein kläffender Hund an die Fersen heftet.
Tipp:
Grundsätzlich heißt es hier: Aufmerksam sein, die Umgebung „scannen“, vorausschauen und Leine festhalten! Bei einem kleinen Hund mit geringem Gewicht ist letzteres weniger das Problem. Bei einem Vierbeiner größeren Kalibers wird es vermutlich schwierig. Selbst ein vermeintliches Leichtgewicht von 20 Kilogramm kann Ihnen böse Muskelzerrungen zufügen, wenn es plötzlich wie eine Kanonenkugel von dannen schießen will.
Ihr Hund muss lernen, dass es nicht ok ist, einem Tier, einem Menschen oder einem anderen sich bewegenden Objekt hinterherzurennen, nur weil er es kann und er gerade Lust dazu hat. Dazu gibt es unterschiedliche Methoden wie beispielsweise ein Anti-Jagd-Training, das wir Ihnen in einem späteren Artikel näher erläutern werden.
Wichtig: Bedenken Sie bitte immer, dass der Jagdtrieb in den meisten Hunden genetisch tief verankert ist. Er jagt nicht, um Sie zu ärgern, sondern weil sein Instinkt ihn dazu treibt. Es gibt Laufhunde, Vorstehhunde, Stöberhunde, Schweißhunde und weitere – und sie alle wollen nur das Eine: tun, wozu sie gezüchtet wurden.
Soll Ihre Bracke keinen Rehen hinterherrennen, bieten Sie ihm eine Alternative, mit der Sie beide – und auch das Reh – leben können. So bleibt auch ein nicht jagender Jagdhund ein glücklicher und ausgeglichener Hund.
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Und an dieser Stelle ein letzter Grund, warum Hunde weglaufen:
Weil sie es können!
Der Zaun ist nicht hoch genug. Oder es lässt sich mühelos drunter her buddeln. Oder gibt es gar keinen? Die Wahrscheinlichkeit, dass Ihr Hund diese Möglichkeiten für Ausflüge nutzen wird, ist relativ hoch.
Tipp:
Nehmen Sie Ihr Grundstück und Ihr Haus genau in Augenschein und prüfen Sie, welche Fluchtmöglichkeiten sich Ihrem Hund bieten könnten. Beseitigen Sie die bekannten Ursachen, schließen Sie die Lücken.
Ist Ihr Zaun leicht zu untergraben? Legen Sie an den Rändern Pflastersteine aus. Flüchtet Ihr Hund aus der Haustür? Leinen Sie ihn an oder bringen Sie ihn in einen anderen Raum, bevor Sie die Tür öffnen.
Eine dringende Bitte zum Schluss:
Ist Ihr Hund mit einem Transponder-Chip gekennzeichnet? (Falls nicht, holen Sie dies bitte schnellstmöglich nach – der Tierarzt ist Ihr idealer Ansprechpartner!) Prüfen Sie, ob der Vierbeiner damit auf Ihren Namen registriert ist, und aktualisieren Sie gegebenenfalls die Daten – auch und vor allem dann, wenn Sie Ihren Hund von einem Tierschutzverein adoptiert oder von einem Vorbesitzer übernommen haben.
Registrieren Sie ihn bei TASSO (www.tasso.net) und halten Sie auch dort Ihre Daten stets aktuell. Die Registrierung ist kostenlos; der Verein arbeitet in ganz Europa.
Geben Sie Ihre Kontaktdaten frei, damit Sie mühelos erreicht werden können, sobald Ihr entlaufener Vierbeiner gefunden wurde.
Alle Informationen zum Thema „Datenschutz bei TASSO“ finden Sie unter https://www.tasso.net/Datenschutz
Vermissen Sie Ihr Tier, können Sie die 24-Stunden-Notruf-Hotline anrufen:
+49 (0) 6190 937300
Nicht nur die Suche wird sofort gestartet, Sie erhalten auch viele wichtige Informationen, wie Sie sich in dieser Ausnahmesituation am besten verhalten.
Wir hoffen, euch hat unser Blogartikel gefallen! Bei Ideen, Anregungen oder Korrekturwünschen bitten wir um einen Kommentar 🙂
Euer 4Pfoten-Urlaub-Team