Tierliebe oder Tierleid? oder: Was ist Animal Hoarding?

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Animal Hoarding Bildquelle PETA
  • Ehepaar hortet rund 120 Katzen in ihrem Haus
  • Polizei befreit 70 Tiere aus überfüllter Tierhorter-Wohnung
  • 90 Kaninchen und Meerschweinchen aus beengten Verhältnissen gerettet

Leider finden sich solche und ähnliche Schlagzeilen immer wieder in den Medien und treiben jedem Tierfreund die Tränen in die Augen.

Tierliebe ist ein edles Gefühl, das in vielen Menschen starke Emotionen auslöst. Die Verbindung zu unseren pelzigen Freunden kann uns Freude, Trost und Zufriedenheit bringen. Doch was passiert, wenn diese Liebe außer Kontrolle gerät und in eine traurige Realität mündet? In diesem Artikel geht es um „Animal Hoarding“, zu Deutsch „Tierhortung“. Aber was genau ist das eigentlich und worin liegt das Problem?

Wie wird der Begriff „Animal Hoarding“ definiert?

Eine offizielle Definition des Begriffs gibt es nicht. Der englische Ausdruck kann mit „Tiersammelsucht“ übersetzt werden. Die Bezeichnung „Sucht“ beschreibt fast in allen Fällen ein Krankheitsbild – auch hier. Betroffene Menschen halten Tiere in solch großer Anzahl, dass diese nicht mehr angemessen versorgt werden können. Die Schützlinge erhalten zu wenig Wasser und Futter, und sowohl die Hygiene als auch die Pflege und die tierärztliche Versorgung wird vernachlässigt.

Die hortenden Personen erkennen oft gar nicht, wie viel Leid sie den Tieren in ihrer Obhut antun.

Warum gibt es überhaupt Animal Hoarder?

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Auch ein Fall von Animal Hoarding Bildquelle PETA

Bei der Tiersammelsucht handelt es sich laut aerzteblatt.de um eine psychische Erkrankung, die zwar selten auftritt, aber durchaus ernst zu nehmen ist. Nicht nur die betroffenen Menschen leiden unter der Sucht, sondern auch und vor allem die zahllosen gehorteten Tiere.

Die Neigung zu diesem Verhalten manifestiert sich oft bereits in der Kindheit. Die genauen Auslöser sind nicht genau bekannt, möglich sind problematische Beziehungen zu Erwachsenen sowie fehlende stabile Bindungen zu den Bezugspersonen. Die jungen Menschen sehen in den Tieren möglicherweise eine Art Ersatz – für die mangelnde bzw. gar nicht vorhandene emotionale Verbindung zur Bezugsperson.

Die extreme Form der Tierhortung wird häufig durch ein äußerst belastendes Ereignis ausgelöst. Das kann der Tod eines Familienmitglieds sein, Arbeitslosigkeit, eine schwere Erkrankung, eine Trennung oder Scheidung. Die eigentliche Sammelsucht ist latent vorhanden, wird nun aber möglicherweise aktiviert – bis zum Kontrollverlust über die Tierhaltung.

Nicht nur die Tierhorder und die Tiere selbst bekommen die negativen Auswirkungen zu spüren, sondern auch die Familie und die Nachbarschaft. Und nicht nur die Gesundheit der tierischen Schützlinge leidet, sondern auch die des Tiersammlers selbst. Ein Großteil der Animal Hoarder lebt isoliert. Die pathologischen Sammler horten die Tiere beispielsweise in abgeschlossenen Gebäuden oder auf abgeschiedenen Höfen und nicht einsehbaren Grundstücken. Gehortet werden meistens Haustiere wie Hunde, Katzen und Vögel. Aber auch exotische Tiere und Nutztiere sind betroffen.

Gibt es offizielle Zahlen zu Animal Hoarding-Fällen?

Der Deutsche Tierschutzbund e.V. sammelt bereits seit 2008 Informationen, die in erster Linie aus Medienberichten und von Tierheimen stammen. Seit 2012 werden die Daten regelmäßig ausgewertet.

Mehr als 35.000 Tiere waren allein Deutschland seit Beginn der Datenerhebung betroffen. In 2022 wurden 78 Fälle gezählt; die Summe der betroffenen Tiere belief sich auf 4.506. So viele gab es vorher noch nie innerhalb eines Jahres!

Dabei ist zu beachten, dass bei vielen Rettungsaktionen auch tote Tiere gefunden werden, die nicht oder nicht vollständig gezählt und erfasst werden können. Gleiches gilt für den Nachwuchs trächtiger Tiere: Zum Zeitpunkt der Rettungsaktion ist in der Regel nicht bekannt, wie viele Nachkommen es geben wird.

Woran erkennen Sie Animal Hoarding?

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Animail Hoarding Bildquelle PETA

Der Deutsche Tierschutzbund e.V. hat eine Checkliste zusammengestellt, anhand derer Sie Fälle von Animal Hoarding einschätzen können:

  • Die Anzahl der gehaltenen Tiere ist höher als im üblichen Durchschnitt.
  • Die Anzahl der Tiere ist zu hoch angesichts des vorhandenen Platzes in der Wohnung, im Haus oder auf dem Grundstück.
  • Der hygienische Zustand der Wohnung, des Gebäudes oder des Geländes ist bedenklich.
  • Sie sehen mangelernährte oder unterernährte, ungepflegte, möglicherweise auch verhaltensauffällige Tiere. Letzteres zeigt sich beispielsweise durch monotones und andauerndes Bellen, das ununterbrochene Laufen im Kreis oder extreme Angst vor Menschen und unbekannten Umweltreizen.
  • Die Tiere werden nicht medizinisch versorgt.
  • Die Halter geben nicht zu, wie viele Tiere sie besitzen. Oder sie wissen es selbst nicht genau. Außenstehenden wird der Zutritt verwehrt.
  • Die Tiere sind in der Regel nicht kastriert, dennoch werden sie nicht nach Geschlecht getrennt gehalten. Die Folge ist unkontrollierte Vermehrung und Inzucht.

Viele weitere Informationen finden Sie in der Broschüre des Deutschen Tierschutzbundes zum Thema! (PDF zum Download)

Was Sie tun können, falls Sie Tierhortung vermuten

Wenn ein persönliches Gespräch mit dem Tierhalter nicht gelingt, fragen Sie den nächsten Tierschutzverein, ob und wie dieser Sie unterstützen kann. Weitere Anlaufstellen sind das Veterinäramt sowie die Polizei.

Zögern Sie bitte nicht zu lange. Weder dem Animal Hoarder noch den Tieren geht es gut. Viele der gehorteten Tiere sind in einem sehr schlechten Zustand und benötigen schnelle Hilfe. In diesem Fall werden sie von der Polizei und den Veterinärbehörden beschlagnahmt und ins Tierheim gebracht. Die Mitarbeiter dort kümmern sich nach Kräften um die verwahrlosten und häufig auch traumatisierten Katzen, Hunde etc.

Bieten Sie gern – sofern möglich – Ihre persönliche Hilfe an. Diese kann Sach- und Geldspenden umfassen oder auch ehrenamtliche Hilfe bei der Versorgung der Tiere.

Wir hoffen, euch hat unser Blogartikel gefallen! Bei Ideen, Anregungen oder Korrekturwünschen bitten wir um einen Kommentar ?

Euer 4Pfoten-Urlaub-Team

2 Kommentare zu „Tierliebe oder Tierleid? oder: Was ist Animal Hoarding?“

  1. Vielen Dank für den sehr informativen
    Beitrag.
    Es ist so wichtig sich zu trauen “hinzuschauen”, dem Bauchgefühl zu trauen, wenn man meint: Da ist etwas komisch! – um Mensch und Tier aus der Situation herauszuhelfen.

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