Leinenführigkeit Teil II:
Stress vermeiden und die richtige Grundausstattung wählen

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4Pfoten-Urlaub wenn der Hund an der Leine zieht

Zieht ein Hund dauerhaft an der Leine, ist dies für beide Parteien – Hund und Mensch – nervig bis lästig, zum Teil sogar schmerzhaft. Beim ständigen Ziehen wird die Wirbelsäule des Hundes durch das Halsband oder das Geschirr ununterbrochen falsch belastet. Das führt zu Muskelverspannungen und Muskelverhärtungen und verursacht jede Menge negativen Stress – letzteres ist besonders gut erkennbar am angestrengten Keuchen des Tieres und auch an den Augen, die manchmal regelrecht hervortreten. Entspannung und Gelassenheit sieht anders aus. Und: Je höher der Stresslevel beim Vierbeiner ist, desto weniger lässt er sich ansprechen oder ablenken – der Frustpegel steigt weiter.

Bitte beachten Sie: Das Gehirn eines an der Leine ziehenden Hundes lässt das Lernen nicht zu. Solange er sich in diesem Zustand befindet, ist er nicht ansprechbar: Sie können ihm nichts beibringen! Aber warum ist das so?

Was genau ist Stress?

Stress entsteht durch massive Über- oder Unterforderung, sowohl beim Menschen als auch beim Tier. Ein gestresster Hund ist nicht mehr in der Lage, rational auf die jeweilige Situation zu reagieren, sondern agiert nur noch aufgrund seines Instinkts oder seines Triebs. Sein Körper befindet sich im Alarmzustand, das Gehirn arbeitet wie in einer lebensbedrohlichen Situation. Herzfrequenz und Blutdruck steigen an, die Leber gibt Glukose in den Blutkreislauf ab. Adrenalin sorgt dafür, dass der Hund unverzüglich die Energiereserven im Körper anzapfen kann. Er ist im Flucht- oder Kampfmodus, es geht um das nackte Überleben. Darum denkt er nicht mehr, sondern agiert nur noch reflexhaft.

Die unmittelbaren Folgen von Stress

Um den Stress physisch bewältigen zu können, wird im Körper des Hundes eine große Menge des Stresshormons Cortisol ausgeschüttet. Dieses Hormon wiederum zeigt an, dass das Tier sich in einer sehr bedrohlichen Situation befindet. Kann der Hund diese Situation nicht verlassen oder verändern, gibt es also keine Entwarnung, ist der Körper nicht in der Lage, das Stresshormon abzubauen. Die Anspannung bleibt bestehen, die Toleranzgrenze sinkt deutlich.

Hinzu kommt die Produktion von Adrenalin, diesogar noch bis zu etwa 15 Minuten andauert, nachdem der Auslöser für die stressige Situation bereits vorbei ist. Bis das Adrenalin wieder vollständig abgebaut ist, können bis zu sechs Tage vergehen. Ein hoher Adrenalinspiegel sorgt bei einem Hund für verstärkte instinktive Handlungen. So steigert sich beispielsweise der Jagd- oder Wachtrieb, und ein ängstlicher Hund kann in Panik geraten – keine guten Voraussetzungen für ein erfolgreiches Training!

Bevor Sie mit einem gestressten Hund überhaupt ins Training gehen können, muss er erst einmal zur Ruhe kommen. Um so wichtiger ist es, dass Ihr Vierbeiner Spaß am Lernen hat und nicht unter Stress gerät.

Woran erkennen Sie, dass Ihr Hund gestresst ist?

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4Pfoten-Urlaub entspannt an der Leine
  • Die Rute ist versteift, die Muskulatur ist angespannt.
  • Er hechelt stark, speichelt, jammert oder winselt, vielleicht zittert er sogar.
  • Er zeigt eine erhöhte Reizbarkeit.
  • Er ist nicht ansprechbar, verweigert Leckerbissen.
  • Seine Körperhaltung ist geduckt, er zeigt ein „Stressgesicht“ mit angelegten oder zurückgezogenen Ohren, zurückgezogenen Lefzen und aufgerissenen oder zusammengekniffenen Augen.
  • Er überreagiert auf normale Ereignisse.
  • Er kann sich nicht konzentrieren.

Wie sorgen Sie für eine stressfreie Lernsituation?

  • Achten Sie auf Ihre innere Haltung. Haben Sie gute Laune? Sind Sie entspannt? Je fröhlicher und lockerer Sie sind, desto entspannter ist auch Ihr Hund.
  • Überfordern Sie Ihren Vierbeiner nicht – weder mit der Lernumgebung noch mit Ihrer Erwartungshaltung. Wählen Sie gerade zu Beginn eine ruhige Gegend ohne viel Ablenkung. Der eigene Garten ist eine gute Wahl, alternativ bietet sich eine nahe gelegene Wiese oder eine ähnliche Umgebung an, wo so gut wie nichts los ist.
  • Sorgen Sie für ein gut sitzendes Equipment. Mit einem zu engen Halsband oder einem schlecht angepassten Geschirr fühlt sich Ihr Hund nicht richtig wohl.
  • Freuen Sie sich auf die gemeinsame (Lern-)Zeit mit Ihrem Hund und haben Sie viel, viel Spaß daran!

Die Grundausstattung fürs Leinentraining

Um Ihrem Hund zeigen zu können, wie er freundlich, höflich und ohne zu ziehen an der Leine geht, benötigen Sie nur einige wenige Dinge:

  • eine entspannte Person am einen Ende der Leine,
  • einen entspannten Hund am anderen Ende der Leine,
  • die richtige innere Haltung,
  • viele, viele Leckerchen zur Belohnung,
  • ein breites, weiches Halsband oder ein gut sitzendes Geschirr und
  • eine drei Meter lange Leine mit Handschlaufe, aber ohne Nieten, Beschläge oder Ringe.

Ihre innere Haltung

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4Pfoten-Urlaub entspannter Hund

Nehmen Sie Ihren Hund an die Leine, also praktisch an die Hand, und weisen Sie ihm souverän den Weg. Dazu müssen Sie wissen, welches Ziel Sie anstreben und was genau Sie von ihm wollen. Seien Sie Vorbild. Wenn Sie keine Angst haben, muss Ihr Hund auch keine haben. Wenn Sie ruhig und gelassen sind, kann Ihr Hund es auch sein. Er schaut viel von Ihnen ab und lernt aus Ihren Handlungen und Reaktionen.

Die Leckerchen

Betrachten Sie die Leckerchen als Anreiz zur Motivation und schleichen Sie die Belohnung langsam aus. Sobald eine Übung sitzt, können Sie Ihrem Vierbeiner immer wieder mal für seine Leistung einen Leckerbissen zustecken, sollten dies aber immer seltener tun. Viele Hunde gehorchen nur, wenn Frauchen oder Herrchen Leckerchen in der Tasche hat – das langsame Ausschleichen ist ausgeblieben, stattdessen wurde das Belohnen von einem Tag auf den anderen eingestellt. „So nicht!“, denkt der Vierbeiner dann.

Während des Ausschleichens sollten Sie, anstatt ihm einen Keks oder ähnliches zu geben, auf ausgiebiges Lob und Streicheleinheiten setzen. Ihre Fellnase soll sich richtig gut fühlen, wenn sie etwas richtig gemacht hat!

Werden die Übungen komplizierter, setzen Sie wieder das volle Belohnungsprogramm mit Leckerchen ein, um dies dann nach und nach wieder auszuschleichen.

Halsband oder Geschirr

Die Meinungen darüber, was besser ist, gehen extrem weit auseinander. Eine pauschale Empfehlung, was für einen Hund die bessere Wahl ist – Halsband oder Geschirr –, gibt es eigentlich nicht.

Manche Hunde sollten unbedingt ein (Sicherheits-)Geschirr tragen, beispielsweise ängstliche und unsichere Tierschutzhunde, die noch nie mit einem Menschen an der Leine spazierengegangen sind und bestenfalls mit zwei Leinen gesichert werden sollten.

Umgekehrt gibt es Hunde, für die sich ein Geschirr einfach nicht eignet – die Gründe dafür sind sehr unterschiedlich.

Im Allgemeinen kann man sagen, dass sowohl Halsband als auch Geschirr je nach Hund durchaus sinnvoll sind und ihren Zweck erfüllen – sofern sie richtig passen und sitzen! Aber:

  • Hunde, die gesundheitliche Probleme mit der Halswirbelsäule haben, sollten besser ein Geschirr tragen.
  • Sie sollten dagegen kein Geschirr tragen, wenn sie Verletzungen oder Operationen in der Brustregion, im Bereich des Brustkorbs (Thorax) oder der Brustwirbelsäule hatten.

Das richtige Halsband finden

Viele Hundehalter sind dagegen, ein Halsband zu verwenden. Die Überzeugung, dass aufgrund eines starken Zugs oder Rucks oder auch durch einen Sprung des Hundes ins Halsband die Luftröhre oder der Kehlkopf verletzt werden könnten, ist weit verbreitet. Sitzt das Halsband korrekt, ist dies aber unmöglich!

Ein korrekt und locker angelegtes Halsband in der richtigen Breite befindet sich deutlich unterhalb des Kehlkopfes. Die Muskulatur ist hier besonders kräftig, so dass auch ein sehr starker Zug an der Leine mühelos kompensiert wird.

Rohe Gewalt, ein senkrechter Zug nach oben oder ein kräftiger Ruck bei gesenktem Hundekopf sind allerdings tunlichst zu vermeiden!

Worauf Sie bei der Wahl eines Halsbandes achten sollten:

  • Ein möglichst breites und weich gepolstertes Halsband verteilt den Druck besser auf die Halsmuskulatur.
  • Das Material sollte anschmiegsam, aber auch stabil sein.
  • Der Verschluss muss – wie die eingehakte Leine – im Nacken liegen, damit er nicht auf den Hals drückt.
  • Das Halsband sollte im mittleren Bereich des Halses aufliegen.

Das richtige Geschirr finden

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4Pfoten-Urlaub ein passendes Geschirr oder Halsband ist sehr wichtig

Bei einem Geschirr ist der richtige Sitz überaus wichtig, vor allem aus physiotherapeutischen Gründen. Die Nutzung eines Geschirrs darf weder den Bewegungsablauf noch die Atmung oder die Wirbelsäule beeinträchtigen.

Viele Geschirre sind zu eng eingestellt, wie man oft beobachten kann. Vielleicht, weil der Welpe inzwischen herausgewachsen ist oder der Hund Gewicht zugelegt hat. Das zu enge Geschirr drückt beim Laufen und Spielen auf den Brustkorb und sorgt dafür, dass er sich nicht weiten kann. Dies wiederum kann zu Atemproblemen und Verspannungen führen.

Auch auf den Sitz des Klickverschlusses ist zu achten. Sitzt er direkt am Ellenbogen des Vierbeiners, gewöhnt sich der Hund möglicherweise einen falschen Bewegungsablauf an, um dem unangenehmen Druck auszuweichen.

Worauf Sie bei der Wahl eines Geschirrs achten sollten:

  • Das Geschirr sollte so konstruiert sein, dass Schultergelenke und Schulterblätter frei beweglich sind und nicht durch Gurte eingeschränkt werden.
  • Die Riemen dürfen nicht in unmittelbarer Nähe der Achseln liegen, um Scheuerstellen zu vermeiden.
  • Am Brustbein sollte das Geschirr eine möglichst große Auflagefläche haben. So kann auch bei einem seitlichen Zug nichts verrutschen.
  • Sämtliche Riemen sollten in der Länge verstellbar, möglichst breit und gut gepolstert sein.
  • Auch die Verschlüsse, Schnallen und Ringe sollten unterpolstert sein, um den Tragekomfort zu optimieren.

Es gibt viele unterschiedliche Geschirr-Varianten, und alle haben ihre Vor- und Nachteile. Wir gehen in einem späteren Artikel genauer auf die einzelnen Modelle und ihre Eigenschaften ein!

Die Leine

Für das Trainieren der Leinenführigkeit wird eine Leine von drei Metern Länge empfohlen. Sie sollte eine Handschlaufe haben, aber keine Ringe oder Beschläge, damit sie nicht irgendwo hängen bleiben kann.

Drei Meter sind deshalb sinnvoll, weil der Hund ausreichend Freiraum erhält, um beispielsweise bei einem Richtungswechsel in Ruhe nachdenken zu können, ohne dass ein zu starker Zug entsteht. So lernt er das Folgen ohne unangenehme „Nebenwirkungen“.

Achten Sie darauf, dass die Leine breit genug ist, damit sie nicht reißen kann, aber auch weich und schmal genug ist, damit sie angenehm in Ihrer Hand liegt. Je nachdem, wie groß, schwer und alt Ihr Vierbeiner ist, sind Breite der Leine und Stärke des Karabiners anzupassen.

Besonders empfehlenswert sind Fettlederleinen. Sie sind in den unterschiedlichsten Ausführungen, Längen und Breiten erhältlich und sehr pflegeleicht. Aber Sie können auch jedes andere Material wählen, sofern die Leine die genannten Kriterien erfüllt.

Teil 1 zur Leinenführigkeit finden Sie hier.

Wir hoffen, euch hat unser Blogartikel gefallen! Bei Ideen, Anregungen oder Korrekturwünschen bitten wir um einen Kommentar 🙂

Euer 4Pfoten-Urlaub-Team

 

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