Hund allein zu Haus: So lernen Welpen und erwachsene Vierbeiner das Alleine bleiben
Unsere Hunde sind Rudeltiere und fühlen sich in Gesellschaft am wohlsten. Alleine zu sein, liegt einfach nicht in ihrer Natur. Dennoch müssen sie lernen, auch einmal geduldig zu Hause auf uns Menschen zu warten, denn sie können nicht immer mit von der Partie sein.
In der Arztpraxis sind Hunde ebenso wenig geduldet wie in der Drogerie (ausgenommen Assistenzhunde). Ihre Freunde mit Hundehaarallergie werden Sie ebenfalls darum bitten, dass der Vierbeiner zu Hause bleibt. Und während Ihres Einkaufs im Supermarkt bei sommerlichen 30 Grad im Schatten wird sich Ihre Fellnase auf den kühlen Fliesen im heimischen Flur deutlich wohler fühlen als im Auto – selbst wenn es im Schatten parkt und die ausreichende Luftzufuhr gewährleistet ist.
Manche Hunde haben von vornherein kein Problem damit, alleine zu bleiben. Sie können mühelos entspannen und verschlafen in der Regel die meiste Zeit bis zu Ihrer Rückkehr. Andere werden von Verlassens- und Trennungsängsten gequält und weinen und rufen derart laut und lange, dass die Nachbarn sich laufend beschweren. Oder die Vierbeiner langweilen sich so sehr, dass sie in der Zwischenzeit die halbe Wohnung auseinandernehmen.
Die gute Nachricht: Jeder Hund kann lernen, entspannt allein zu bleiben. Je älter der Vierbeiner ist, desto zeitaufwändiger ist das Training. Am besten fängt man daher schon beim Welpen mit dem Üben an. Ist Ihr Hund schon älter und es haben sich bestimmte Abläufe bei ihm „einprogrammiert“, benötigen Sie Geduld, Geduld, Geduld. Und ein paar hilfreiche Tipps. Die finden Sie in diesem Artikel. Versprochen.
Woran erkennen Sie, dass Ihr Hund allein zu Hause unglücklich ist?
Bei dem einen Vierbeiner ist es offensichtlich, dass er nicht allein bleiben mag. Er zerkratzt Türen und Zargen, zerreißt Kissen und Decken oder sucht sich andere „Beschäftigungen“, die ihn von der Trennungsangst und Langeweile ablenken. In vielen Fällen hört man auch von Beschwerden der Nachbarn, die sich ärgern oder auch sorgen, weil der Hund nebenan so bitterlich „weint“ und fast ununterbrochen kläfft.
Traurig, aber wahr: Immer wieder werden Hunde im Tierheim abgegeben oder schlimmstenfalls ausgesetzt, weil sie so deutlich zeigen: „Bitte lass mich nicht allein!“
Andere Hunde leiden stumm. Sie machen nichts kaputt, und sie kläffen und jaulen nicht. Viele Hundehalter denken: „Alles bestens, er hat keine Probleme damit, allein zu bleiben.“ Vielleicht ist das tatsächlich so. Vielleicht sind die Anzeichen des Leidens aber einfach nur subtiler:
- Folgt Ihr Hund Ihnen auf Schritt und Tritt überall hin, sobald Sie wieder zu Hause sind?
- Entspannt er sich, sobald er sicher sein kann, dass Sie die Wohnung nicht mehr verlassen? Rollt er sich zusammen und schläft tief und fest?
Dann hatte er mit hoher Wahrscheinlichkeit in den Stunden zuvor, als Sie nicht da waren, keine Sekunde Ruhe. Jetzt ist er von der ganzen Anspannung völlig erschöpft und kann – endlich! – schlafen.
Machen Sie sich im Zweifel bitte die Mühe, Ihren Vierbeiner während Ihrer Abwesenheit zu beobachten. Die Technik dafür – Handy-Kameras, Webcams etc. – steht uns inzwischen allen problemlos zur Verfügung.
Was tut er, während er allein ist? Bellt und jault er? Zieht er sich zurück? Wohin? Versucht er, durch das Fenster hinauszusehen? Tappst er mit hängendem Kopf von einem Raum zum anderen? Kann er sich nur für wenige Augenblicke hinlegen, bevor er wieder aufsteht und sein ruheloses Herumwandern erneut aufnimmt? Fixiert er die Haustür? Hechelt er?
Die Lautäußerungen und die Körpersprache geben wichtige Hinweise darauf, warum Ihr Vierbeiner nicht zur Ruhe kommt – und wie das Training „Alleine bleiben“ aussehen kann. Hat er wirklich Trennungsangst und fühlt sich von aller Welt verlassen? Oder glaubt er eher, dass Sie „allein da draußen“ nicht zurechtkommen, und will Sie kontrollieren und unterstützen?
Wir geben Ihnen in diesem Artikel viele Tipps und Anregungen. Aber bitte scheuen Sie sich nicht, bei Bedarf fachmännische Hilfe in Anspruch zu nehmen, damit Sie, Ihre Nachbarn und vor allem Ihr überforderter und gestresster Hund sich entspannen können.
Sobald Ihr Vierbeiner etwas trainierter ist kann man das Training auch auf Hotels und Ferienwohnungen ausweiten. Verbinden Sie das Angenehme mit dem Notwendigen: Hundeschule im Urlaub
Das Anti-Bell-Halsband: ein No-Go im Training „Alleine bleiben“
„Mein Hund mag nicht allein bleiben. Er bellt und jault. Die Nachbarn beschweren sich schon. Was kann ich tun?“
In Facebook-Gruppen und Hunde-Foren taucht diese Frage früher oder später auf. Und manchmal erwähnt jemand das so genannte „Anti-Bell-Halsband“ als kostengünstige, einfache und super-erfolgreiche Lösung.
Ein solches Halsband ist mit einer Vorrichtung versehen, die eine Flüssigkeit oder ein Gas versprüht, sobald der Hund bellt, knurrt oder jault. Der vermeintliche Clou daran: Das Halsband funktioniert auch, wenn der Halter nicht anwesend ist. Ist das DIE Lösung? Ganz sicher nicht!
Im Gegenteil: Bei einem Hund stellt Bellen, Jaulen und Knurren einen Teil seiner ganz normalen Kommunikations-Bandbreite dar. Ist das Bellen, Knurren und Jaulen aber Teil eines Problems, stellt es lediglich ein Symptom, nie die Ursache dar.
Haben Sie Kopfschmerzen und nehmen eine Schmerztablette ein, werden die Schmerzen über kurz oder lang verschwinden. Die Ursache der Schmerzen – vielleicht eine böse Verspannung der Nackenmuskulatur – beseitigt die Tablette allerdings nicht.
Der Hund stellt das Bellen aufgrund des Halsbands (vielleicht!) ein. Die Ursache ist damit aber ganz sicher nicht beseitigt. Denn alleine bleiben kann er deshalb noch lange nicht.
Davon abgesehen bietet das Anti-Bell-Halsband kein faires Training und keinen partnerschaftlichen Umgang mit Ihrem Hund. Die Korrektur findet auf „anonymer Ebene“ statt: Ihr Vierbeiner wird weder vorgewarnt, noch kann er zuordnen, woher die Korrektur überhaupt kommt. Das Ganze kann dazu führen, dass sich Ihre Fellnase in den eigenen vier Wänden – dort, wo er sich absolut sicher und geborgen fühlen sollte! – zunehmend unwohl und verunsichert fühlt.
Bei der Haltung mehrerer Hunde ist dieses Halsband noch weniger zu empfehlen, denn der Sprühstoß kann auch durch das Bellen eines anderen Vierbeiners ausgelöst werden.
Fazit: Lassen Sie bitte die Finger davon und suchen Sie nach besseren Lösungen, auch wenn diese mehr Zeit und Aufwand bedeuten!
Hunde-Mensch-Beziehung stärken – Silent Walk mit dem Hund
Welpe allein zu Haus
Die wichtigste Regel während des Trainings „Allein bleiben“: Nicht auffallen, nichts sagen und den Welpen am besten völlig ignorieren!
Warum? Der Kleine soll sich optimalerweise völlig entspannen und am besten gar nicht darauf achten, dass Sie den Raum verlassen. Wenn Sie ihn ansprechen, lenken Sie seine Aufmerksamkeit auf eine Situation, die für ihn dann doch etwas Besonderes und nicht etwas völlig Normales ist. Sie gewöhnen Ihrem Hund genau die Erwartungshaltung an, die Sie ihm doch eigentlich abgewöhnen wollen, nämlich dass es irgendetwas mit ihm zu tun hat, wenn Sie gehen und wiederkommen. Oder dass immer irgendetwas Spektakuläres passiert, wenn Sie zurückkehren.
Das Training beim Welpen gestaltet sich in kleinen Schritten und wunderbar unkompliziert:
Sie verlassen den Raum und schließen die Tür. Sie machen sie sofort wieder auf, gehen zurück in den Raum und lassen Ihren Welpen vollkommen links liegen, als wäre nichts gewesen.
Diesen Schritt wiederholen Sie auch in anderen Räumen.
Sie verabschieden sich nicht, Sie loben nicht, Sie begrüßen nicht. Es passiert aus Sicht Ihres Welpen einfach GAR NICHTS!
Sie halten die Zeitspanne so klein wie nur irgendwie möglich. Ihr Welpe soll erst gar keine Möglichkeit haben, Ihr Verschwinden als bedenklich oder beunruhigend zu empfinden. Nachdem Sie diesen ersten Schritt oft (sehr oft!) wiederholt haben, können Sie die Zeitspanne langsam (!) steigern.
Wenn die kleine Fellnase auch fünf Minuten lang entspannt allein bleiben kann, gehen Sie das nächste Mal für drei Minuten hinaus, dann wieder für sechs, für zwei, für sieben, für fünf Minuten und so weiter und so fort.
Was Sie benötigen, ist jede Menge Zeit und noch mehr Geduld!
Erwachsener Hund allein zu Haus
Lebt Ihr Hund schon länger in Ihrem Haus, müssen Sie das Alleinbleiben in noch kleineren Schritten als beim Welpen trainieren. Warum?
Er hat bereits einige Erfahrungen gesammelt: Sie ziehen die Jacke und die „guten“ Schuhe an. Sie nehmen den Schlüsselbund in die Hand und greifen zur Handtasche. Alarm! Frauchen verlässt das Haus, ich bleibe allein! Unruhe, Angst und Stress sind die Folge.
Bei den genannten Handgriffen handelt es sich um so genannte „Schlüsselreize“, die Ihren Hund in Aufregung versetzen. Mit Zeit, Geduld und Verständnis können Sie Ihren Vierbeiner desensibilisieren, indem Sie zum Beispiel
- den Schlüsselbund einstecken, wenn Sie in die Küche gehen,
- die Handtasche zur Toilette mitnehmen,
- die „guten“ Schuhe zum Fernsehen anziehen oder
- die Jacke anziehen, um die Waschmaschine zu füllen.
Lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf, damit Ihr Vierbeiner lernt: Schlüsselbund & Co. haben nichts mit ihm oder Ihrem Weggehen zu tun!
Davon abgesehen trainieren Sie mit dem erwachsenen Hund genauso wie mit einem Welpen, indem Sie den jeweiligen Raum für wenige Sekunden verlassen, die Tür schließen und gleich wieder hineingehen. Sie ignorieren Ihren Hund dabei völlig: Kein Abschied, keine Begrüßung, kein Lob.
- Sie anstupst,
- Ihnen hinterherläuft,
- Sie „lieb“ anguckt usw.
Wenn Sie jedes Mal in solchen Momenten auf ihn reagieren, wie soll er dann verstehen, dass Sie plötzlich die Tür vor seiner Nase schließen und einfach gehen?
Schauen Sie, ob Ihrem Hund eine Beschäftigung während Ihrer Abwesenheit helfen kann. Ein gefüllter Kong oder ein gesunder Kausnack beruhigen die Nerven und sorgen dafür, dass die Zeit schneller vergeht. Können Sie vor dem Weggehen einen längeren Spaziergang oder sogar eine kleine Trainingseinheit einlegen? Ein angenehm müder Hund ist automatisch ein entspannter Hund, der die Zeit eher zum Dösen und Schlafen nutzen wird als zum Unsinn-machen. Noch eine Bitte zum Schluss: Wenn Sie das Allein bleiben in kleinen Schritten aufbauen, müssen Sie einen ziemlich langen Zeitraum für das Training einplanen. Oft sind es Wochen, manchmal sogar Monate. In dieser Zeitspanne sollten Sie Ihren Vierbeiner nicht tatsächlich allein lassen, zum Beispiel wegen Überstunden, eines Einkaufs oder eines Arztbesuches – das kann Sie und Ihren Hund im Training um Wochen zurückwerfen! Suchen Sie für diese Zeit eine Übergangslösung, beispielsweise einen verlässlichen Hundesitter, oder Sie nutzen den Service einer (zeitlich möglichst flexiblen) Tierpension.
Wir hoffen, euch hat unser Blogartikel gefallen! Bei Ideen, Anregungen oder Korrekturwünschen bitten wir um einen Kommentar 🙂
Euer 4Pfoten-Urlaub-Team