Gestresster Hund III – Tipps für den besten Umgang mit dem gestressten Vierbeiner
Im ersten Artikel unserer Reihe zum Thema „Gestresster Hund“ haben wir Ihnen einen allgemeinen Überblick gegeben, wie viel Ruhe ein Hund benötigt und warum der Vierbeiner möglicherweise unruhig bzw. gestresst ist. Im zweiten Artikel ging es um handfeste Tipps, wie Sie Ihrem Hund aktiv helfen können, besser zu entspannen.
Heute vertiefen wir das Thema weiter und zeigen Ihnen auf, was Sie am besten tun und auch, was Sie am besten vermeiden sollten, um unnötigen und vor allem negativen Stress bei Ihrem Hund zu reduzieren.
Gestresster Hund: Jeder Vierbeiner ist anders
Unsere Hunde sind Individuen. Das gilt auch, wenn es um das Thema „Stress“ geht. Wann und warum ein Hund in Stress gerät, kann die unterschiedlichsten Gründe haben.
So sind die Stressauslöser möglicherweise abhängig von
- der Persönlichkeit und des Temperaments unseres Vierbeiners,
- der Lebenserfahrung und der Sozialisation,
- Rasse- und Zuchtmerkmalen oder auch
- der Art und Weise, wie sie aus ihrer Umgebung lernen und welche individuellen Vorlieben, Abneigungen und Assoziationen sie entwickeln.
Bei unseren Vierbeinern sind die Auslöser nicht immer sofort zu erkennen oder gar vorhersehbar. Während der eine Hund beispielsweise bei einem entfernten Gewitter völlig entspannt und unbeeindruckt ist, kann der andere bereits bei ersten – für uns Menschen kaum wahrnehmenbaren – Anzeichen in Stress geraten.
Hinzu kommt die Möglichkeit, dass ein Hund in fremder Umgebung auf Auslöser reagiert, die in vertrautem Revier kaum wahrgenommen werden. Das kann beispielsweise ein Wagen der Müllabfuhr sein, der im Urlaub mit Hund durch den Ort fährt, sich aber ganz anders anhört und auch anders aussieht als der gut bekannte Müllwagen zu Hause.
Damit wir wissen, wie wir unsere gestressten Hunde hilfreich unterstützen können, müssen wir zunächst erkennen,
- was genau den Stress eigentlich auslöst und
- wie sich der Stress bei unserer Fellnase erkennen lässt.
Gestresster Hund: Die häufigsten Anzeichen
Die Anzeichen sind ebenso unterschiedlich und individuell wie unsere Hunde selbst. Hier nennen wir Ihnen die typischen und häufig auftretenden Anzeichen, die auf Stress deuten:
- körperliche Anzeichen: angespannte Muskulatur, angelegte oder nach hinten gelegte Ohren, Gähnen, kurzes und schnelles Schwanzwedeln, eingezogene Rute, Vermeiden des Blickkontakts (auch als Beschwichtigungssignal), (starkes) Hecheln, Zittern, erweiterte Pupillen, eingezogene Rute, vermehrtes Urinieren, Erbrechen
- Anzeichen im Verhalten: Aggression, übermäßiges Winseln oder Bellen, Rückzug, Verstecken, unruhiges Umherwandern, Hyperaktivität, Futterverweigerung oder – als anderes Extrem – übermäßige Nahrungsaufnahme, übermäßiges Kratzen und Beißen in die eigene Haut, Lecken der Lefzen (auch als Beschwichtigungssignal) oder auch übermäßiges Lecken bestimmter Körperteile wie Bauch oder – wie bei der Hündin einer Bekannten – der Gelenke der Vorderbeine
Die aufgeführten Anzeichen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit! Und nicht immer ist Stress im Spiel, wenn sich ein oder mehrere Anzeichen zeigen. So kann dem Verweigern von Futter selbstverständlich auch eine Erkrankung zugrunde liegen, oder die Muskulatur ist angespannt, weil eine Katze vorbeiflitzt und den Jagdinstinkt Ihres Hundes weckt.
Was genau stresst Ihren Hund?
Es gibt die „Klassiker“ unter den Stressauslösern, zum Beispiel laute Geräusche vom Feuerwerk oder Gewitter, Menschenmengen, lärmender Straßenverkehr inklusive lästiger Abgase auf Höhe der Hundenase, Besuche beim Tierarzt und ähnliche mehr.
Doch manche Auslöser beim Hund sind wesentlich subtiler und werden von uns Menschen kaum wahrgenommen, wenn wir nicht genau wissen, worauf wir achten müssen. Dazu gehören beispielsweise
- Veränderungen in der Umgebung wie Umzug, Umstellen von Möbeln oder Renovierungen,
- Trennungsangst
- Veränderungen im Tagesablauf, neue oder veränderte Routinen
- neue Familienmitglieder (menschlich und/oder tierisch)
- Futterumstellung
- neuer Schlafplatz
- bestimmte fremde Menschentypen (zum Beispiel ältere Männer mit grauen Haaren)
- Schmerzen, Unwohlsein, Krankheit
Beim letzten Punkt kann Ihnen der Tierarzt helfen. Lassen Sie Ihren Vierbeiner regelmäßig untersuchen. Je älter Ihr Hund ist, desto wichtiger sind die Check-ups, damit er weiterhin eine möglichst hohe Lebensqualität genießen kann.
Konnten gesundheitliche Gründe ausgeschlossen werden und Sie wissen immer noch nicht genau, was Ihren Hund belastet, sind professionelle Hundetrainer oder Verhaltenstherapeuten die nächsten Ansprechpartner. Sie sind in der Lage, das Verhalten Ihrer Fellnase zu bewerten und mit Ihnen eine optimale Strategie zur Stressbewältigung zu erarbeiten.
Die besten Tipps, um Stress beim Hund zu reduzieren oder sogar zu vermeiden
Abgesehen von der professionellen Unterstützung durch einen Hundetrainer oder -Verhaltenstherapeuten, können Sie einige grundsätzliche Maßnahmen durchführen, um Ihrem gestressten Hund zu helfen – auch im Urlaub:
- Schaffen Sie eine ruhige Umgebung ohne allzu viel Lärm und Hektik.
- Bieten Sie Ihrem Vierbeiner einen ruhigen Rückzugsort an, wo er sich sicher und geborgen fühlen kann und nicht gestört wird.
- Entwickeln Sie Routinen und eine Tagesstruktur. Ein verlässlicher roter Faden im Alltag vermittelt dem Hund Sicherheit auch dann, wenn es drumherum einmal turbulent werden sollte.
- Haben Sie die Auslöser gefunden, sprechen Sie mit dem Hundetrainer bzw. Verhaltenstherapeuten, ob Sie sie meiden oder minimieren sollten oder ob Sie daran arbeiten sollten, dass Ihr Vierbeiner sie nicht mehr als Stressoren wahrnimmt. Nicht jeder Auslöser lässt sich komplett umgehen.
- Vermitteln Sie Ihrem Hund im Akutfall Sicherheit und Ruhe. Bleiben Sie selbst ruhig und entspannt und geben Sie diese Einstellung von „Alles ok!“ mittels ruhiger Stimme, sanftem Streicheln und ausgeglichenen Bewegungen an Ihren Vierbeiner weiter.
- Ist Ihr Hund ruhig und entspannt, verstärken Sie diese Haltung positiv mit Leckerchen, Lob und Kuscheleinheiten.
- Probieren Sie, ob Sie Ihren Hund vom Stressauslöser ablenken können, zum Beispiel mit einem Suchspiel und viel freundlicher Interaktion.
Was Sie nicht tun sollten, wenn Ihr Hund gestresst ist
Einige Punkte verstehen sich mehr oder weniger von selbst. Wer Stress hat, will „herunterfahren“ und weiteren Auslösern zumindest vorerst aus dem Weg gehen. Da geht es unseren Fellnasen nicht anders als uns. Achten Sie daher bitte darauf,
- dass Sie die Anzeichen von Stress nicht ignorieren. Prüfen Sie, ob Ihr Hund Ihre Nähe sucht, und bieten Sie ihm in diesem Fall die benötigte Sicherheit, die er offensichtlich braucht.
- dass Sie Ihren Hund nicht zusätzlich überfordern, indem Sie ihm beispielsweise nicht erlauben, eine Stress auslösende Situation zu meiden.
Eine solche Situation kann zum Beispiel der Besuch beim Tierarzt sein. Geben Sie Ihrem Vierbeiner die Möglichkeit, sich der Situation in eigenem Tempo zu nähern und anzupassen. Besuchen Sie die Praxis zwischendurch „einfach mal so“, um Hallo zu sagen. So assoziiert Ihr Hund damit nicht nur negative Erlebnisse (Nadeln in der Haut, seltsame Geräte in Kopfnähe, Hände am Körper etc.). - Hektik und Lärm bestmöglich zu verhindern oder zu verringern. Stellen Sie die Musik leiser, sprechen Sie leiser. Schaffen Sie eine ruhige Umgebung, damit die hundischen Nerven zur Ruhe kommen können.
- dass Ihr Hund im Training nicht überfordert wird. Die Aufgaben sollten angemessen sein, die Schwierigkeiten in kleinen Schritten erhöht werden. Positives Feedback und ein erfolgreicher Abschluss der Trainingseinheiten sind besonders wichtig!
- dass Sie die Konfrontation mit Stressauslösern schrittweise angehen. Hier können Ihnen gute Hundetrainer und Verhaltensexperten beim Thema „Desensibilisierung“ sehr helfen.
Wir hoffen, euch hat unser Blogartikel gefallen! Bei Ideen, Anregungen oder Korrekturwünschen bitten wir um einen Kommentar 🙂
Euer 4Pfoten-Urlaub-Team