Gekonnt gegen Giftköder – so schützen Sie Ihren Hund
Teil 1
Immer wieder finden sich Warnungen für Hundehalter über ausgelegte Giftköder. Es gibt – leider – viele Menschen, die Hunde so sehr hassen, dass sie ihnen böswillig schaden und sie um ihr Leben bringen wollen. Und nicht selten kommt für unsere geliebten Vierbeiner jede Hilfe zu spät.
Die Tiere bemerken nicht, dass sie etwas zu sich nehmen, das ihr Leben gefährdet. Zu den häufigsten Ködern zählen Fleischbällchen oder Würstchen, die mit Rasierklingen, scharfkantigen Scherben und ähnlichem gespickt sind. Daneben finden sich oft Leckereien, die mit Rattengift oder Schneckenkorn bestreut wurden. Es gibt leider keinen ultimativen Schutz gegen solche Anschläge, denn die Täter werden praktisch nie in flagranti erwischt.
Doch Sie können viel dafür tun, dass Ihr Hund ihnen nicht zum Opfer fällt. Am effektivsten ist ein Anti-Giftköder-Training, in dem Ihr Vierbeiner dazu erzogen wird, erst gar nicht zuzugreifen – auch wenn der vermeintliche Leckerbissen am Wegesrand noch so verlockend ist. Inzwischen bieten viele Hundeschulen diese Trainings an, und wir möchten Ihnen die Teilnahme an solch einem Kurs unbedingt ans Herz legen.
Wegen des Lockdowns sind in diesen Tagen die Hundeschulen leider geschlossen. Darum erklären wir Ihnen in diesem Artikel, wie ein Anti-Giftköder-Training im Einzelnen abläuft. So können Sie auch ohne Hundeschule schon einmal anfangen zu trainieren – und der Anschlag des Hundehassers geht wirkungslos ins Leere.
Für ein erfolgreiches Anti-Giftköder-Training werden drei Schritte geübt:
- die Grundlagen-Übung „Halt vor dem Futter“
- das Anzeigeverhalten „Sitz!“
- das Abrufen mit dem „Finger weg!“-Signal
Falls Sie das Gute mit dem Notwenigen verbinden möchten, dann schauen Sie sich unsere Angebote zu “Hundeschule im Urlaub” an. Natürlich ist es zu Corona noch relativ schwierig voraus zu planen. Inlandsreisen werden aber voraussichtlich Mitte des Jahres problemlos möglich sein. – Frühbucher sein!
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Die Grundlagen-Übung „Halt vor dem Futter“
Das Ziel dieser Übung besteht darin, dass der Hund stehen bleibt und das Futter anschaut, anstatt es gleich ins Maul zu nehmen und herunter zu schlingen. Dafür benötigen Sie einen Clicker, etwas Futter, das der Hund nur mäßig spannend findet, sowie ein supertolles Leckerchen. Schaut der Hund zum (weniger interessanten) Futter, kommt das Click und die (megatolle) Belohnung.
Der Click und die Belohnung haben beim Anti-Giftköder-Training zwei Funktionen. Sie unterbrechen das nicht gewünschte Verhalten (Futter vom Boden nehmen) und verstärken das gewünschte Verhalten (nur gucken, nicht anfassen).
Die Entfernung zwischen Hund und Futter am Boden wird immer mehr verkürzt, bis Sie direkt davor stehen. Der Hund schaut das Futter an, hört den Click und erhält seine Belohnung. Nach der Belohnung erfolgt das Freigabe-Signal, zum Beispiel „Ok!“ Erst nach diesem Signal darf Ihr Hund das Futter vom Boden aufnehmen. Die Erlaubnis im Training ist wichtig, damit er sich nicht vielleicht doch irgendwann über das Verbot hinwegsetzt. Beim Spaziergang haben Sie so die Möglichkeit zu prüfen, was da liegt, bevor ein nicht wiedergutzumachender Schaden eintritt. Bieten Sie Ihrem Hund dort eine interessante Belohnung, die ihn vom Futter am Boden weglotst, zum Beispiel ein Suchspiel mit Leckerchen. So können Sie direkt mit ihm weitergehen.
Das Training muss, nachdem es unter kontrollierten Rahmenbedingungen funktioniert, im folgenden generalisiert und verschärft werden. Gestalten Sie das Training so, dass Sie den Abstand zu Ihrem Hund immer mehr erhöhen können, während der Vierbeiner sich auf das Futter am Boden zubewegt. Üben Sie mit ausgelegtem Futter, das Sie vor seinem Zugriff sichern können. Dafür eignen sich zum Beispiel Dosen mit durchlöcherten Deckeln. Legen Sie das Futter an die unterschiedlichsten Plätze: an den Weg, auf eine Wiese, ins Gebüsch, außer Sicht. Erhöhen Sie den Schwierigkeitsgrad nach und nach, aber wählen Sie kleine Übungsschritte, damit Ihr Hund gar nicht merkt, dass Sie das Training immer weiter verschärfen.
Denken Sie an die Mega-Belohnung und das dicke Lob, um Ihren Hund zu motivieren!
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Das Anzeigeverhalten „Sitz“
Sitzt die Grundlagen-Übung so gut, dass Ihr Hund von sich aus zögert, wenn er etwas Essbares am Boden findet, können Sie einen Schritt weitergehen: Sie bringen ihm bei, seinen Fund anzuzeigen, indem er sich hinsetzt.
Das Prinzip bleibt zunächst das gleiche. Schaut er zum Futter am Boden, gibt es einen Click, aber noch keine Belohnung. Statt dessen geben Sie ihm das Signal, dass er sich hinsetzen soll. Folgt er diesem Signal, gibt es eine tolle Belohnung. Üben Sie diese Sequenz mehrere Male.
Wenn dies nach mehreren Wiederholungen zuverlässig funktioniert, lassen Sie das Sitz-Signal weg und warten nach dem Click, bis er sich von allein hinsetzt. Tut er dies, feiern Sie ihn richtig, denn das war eine wirklich beeindruckende Leistung! Belohnen Sie ihn ausgiebig und geben Sie dann das Futter am Boden frei.
Im dritten Schritt soll Ihr Hund das Futter anschauen und sich dann hinsetzen. Dann gibt es den Click, eine ausgiebige „Toll gemacht!“-Party inklusive Super-Belohnung und dann die Freigabe.
Noch einmal:
- Sequenz 1: Hund schaut zum Futter – Click! – „Sitz!“ – Belohnung
- Sequenz 2: Hund schaut zum Futter – Click! – Hund setzt sich ohne Aufforderung – Party und Belohnung
- Sequenz 3: Hund schaut zum Futter – Hund setzt sich ohne Aufforderung – Party und Belohnung
Jetzt können Sie sich nach und nach mit Ihrem Hund dem Futter am Boden nähern. Schaut er das Futter an, warten Sie, bis er sich hinsetzt, und belohnen ihn wieder sehr großzügig. Ihr Hund muss unbedingt verstehen, dass das Sitz ein erwünschtes Verhalten ist.
Üben Sie und reduzieren Sie die Entfernung solange, bis Sie beide unmittelbar vor dem Futter stehen. Ihr Hund darf es nicht hinunterschlingen, sondern soll sich freiwillig davor hinsetzen. Vergessen Sie die Party und die Belohnung nicht!
Auch diese Übung muss sorgfältig trainiert und generalisiert werden. Trainieren Sie an unterschiedlichen Orten, zu unterschiedlichen Tageszeiten, mit unterschiedlichem Futter, mit unterschiedlichen Entfernungen zu Ihnen und zum Futter. Je sorgfältiger Sie das Generalisieren üben, umso zuverlässiger wird Ihr Hund sich verhalten – und dem Hundehasser damit die Mittelkralle zeigen. Falls Sie einen sportlichen Hund haben dann könnte Ihnen auch der folgende Artikel sehr interessieren: Der perfekte Hundesport im Urlaub
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Das Abrufen mit dem „Finger weg!“-Signal
Diese letzte Übung ist relativ einfach, benötigt aber ebenfalls Zeit, Geduld und viele Wiederholungen und die Generalisierung. Ziel des Trainings ist, dass Sie Ihren Hund nach dem Anzeigen des Futters zuverlässig davon abrufen können, um auch die letzte Gefahr des Herunterschlingens zu verbannen.
Wie Sie dieses Ziel erreichen, erfahren Sie im 2. Teil.
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Euer 4Pfoten-Urlaub-Team