Futterneid beim Hund: Die Verteidigung der Ressource „Nahrung“
Die Nahrungsaufnahme zählt zu den Grundbedürfnissen eines jeden Lebewesens. Die Verteidung des Futters ist für einen Hund daher ein völlig normales Verhalten. Wir Menschen sprechen dabei allgemein von „Futterneid“.
Es geht dem Hund dabei übrigens nicht um Dominanz oder das Zeigen von Stärke. Er hat lediglich die Sorge, die überlebenswichtige Ressource „Nahrung“ zu verlieren.
Warum zeigen Hunde Futterneid?
Hat ein Hund Beute gemacht und konnte diese für sich beanspruchen, verteidigt er sie – vor Artgenossen, anderen Tieren und auch vor Menschen. Es gibt in der Natur vermutlich nur eine Ausnahme: Der Hund ist vollkommen satt. Sind noch Futterreste da, wird er diese naturgemäß liegen lassen und so für andere freigeben. Das ist auch in einem Mehrhundehaushalt zu beobachten.
Solange der Hund frisst, wird er jeden – Hund und Mensch – anknurren, der sich ihm nähert. In der Regel wird diese Warnung vom Artgenossen verstanden, er zieht sich zurück. Eine der Ursachen für den sogenannten Futterneid ist also das normale Verhalten innerhalb des Rudels.
Ist die Futterverteidigung sehr stark ausgeprägt und geht deutlich über das warnende Knurren hinaus, kann dies unterschiedliche Ursachen haben, die häufig in der Vergangenheit des Hundes zu finden sind:
- häufiger Futtermangel,
- notwendiger Kampf um die knappe Ressource „Futter“, aber auch
- vermehrte Störungen während der Mahlzeiten im jetzigen Haushalt.
Futterneid abgewöhnen – geht das?
Damit der Alltag mit Hunden entspannt bleibt, sollten die Vierbeiner lernen, dass sich während der Mahlzeiten sowohl Menschen als auch Artgenossen in der Nähe aufhalten, ohne dass diese die Ressource gefährden. Es ist daher wichtig, dass die Hunde sich im Umgang mit Futter grundsätzlich entspannen. Und das können sie lernen.
Gerade in einem Mehrhunde-Haushalt ist das Management entscheidend. Rituale, die sorgfältig aufgebaut und dann auch möglichst immer eingehalten werden, bilden die Grundlage dafür.
Im Haushalt einer Freundin leben fünf Hunde aus dem Tierschutz. Sie kannten einander vorher nicht und wurden im Laufe von etwa vier Jahren relativ „bunt“ zusammengewürfelt. Die Hündin, die zuerst da war, wurde im Shelter geboren, zog als junger Welpe in ihr Zuhause ein, hatte zwei Jahre lang ihren Status als Einzelprinzessin und kannte das Konzept „Futter verteidigen“ bis dato überhaupt nicht.
Eine weitere Hündin sowie ein junger Rüde hatten dagegen ganz andere Erfahrungen gemacht. Sie hatten auf der Straße gelebt und sich von dem ernährt, was sie finden oder ergattern konnten. Die dritte Hündin hatte ihr Futter im Zwinger des Shelters tagtäglich vor ihren Artgenossen verteidigen müssen und kannte keine Hemmungen, dafür auch ihre Zähne nachdrücklich einzusetzen. Und der fünfte im Rudel, ein sehr devoter Rüde, will keine Konflikte und einfach nur seine Ruhe haben. Er würde seinen Napf – ganz untypisch! – den anderen Hunden selbst dann überlassen, wenn er eigentlich noch gar nicht fertig ist.
Die Halterin etablierte ein Fütterungsritual. Sie bereitet das Futter für alle fünf gleichzeitig vor und verteilt die Näpfe in der Reihenfolge des „Eingangs“ der Hunde. Außerdem sorgt sie dafür, dass jeder Vierbeiner seinen festen Platz zum Essen hat und dort nicht gestört wird, bis der Napf geleert oder freigegeben ist.
„Einer futtert in der Küche, zwei im Wohnzimmer in ihrer jeweiligen Box, einer im Flur, einer im Hauswirtschaftsraum“, berichtet sie. „Die Türen sind offen, aber ich kontrolliere die Situation. Mit der Zeit haben sich alle entspannt und wissen, dass sie regelmäßig ihre Mahlzeiten in ausreichender Menge erhalten und nicht gestört werden.“
Wie funktioniert das im Urlaub mit Hund?
Die einmal etablierten Rituale beim Füttern und Essen sollten auch im Urlaub mit Hund möglichst eingehalten werden. Die Fütterungszeiten spielen dabei weniger eine Rolle und können und dürfen sich durchaus mal etwas nach vorn oder hinten verschieben. Ausflüge dauern vielleicht länger, oder man steht im Stau und kommt später als geplant in der Ferienunterkunft an.
„Mit fünf Hunden fahren wir eher selten für längere Zeit weg“, berichtet das Frauchen der Hundebande. „Aber gelegentlich besuchen wir für ein paar Tage Freunde auf ihrem Bauernhof, wo sie willkommen sind und auf der Wiese herumtoben können. Auch hier werden die Näpfe der Reihe nach verteilt; die Hunde essen ganz in Ruhe in unterschiedlichen Zimmern.“
Futterneid und Futteraggression gegenüber dem Halter
Die Verteidigung der Ressource „Nahrung“ ist auch dem Einzelhund ein wichtiges Anliegen. Damit der Vierbeiner und sein Halter während der Hundemahlzeiten entspannt bleiben, ist ein zielgerichtetes Training sehr hilfreich. Hunde können lernen, dass sich ihre und auch andere Menschen während des Essens in ihrer Nähe aufhalten, ohne dass diese die Ressource für sich in Anspruch nehmen.
Gerade einem sehr futteraggressiven Hund, der in seiner vermeintlichen Not zuschnappen könnte, muss die Sicherheit gegeben werden, dass niemand sein Futter wegnehmen will.
Leben Kinder in Ihrem Haushalt, erklären Sie ihnen, wie wichtig es ist, den Hund während seiner Mahlzeiten nicht zu stören und ihn in Ruhe fressen zu lassen!
Training für entspannte Hundemahlzeiten
Fangen Sie einfach damit an, während der Mahlzeiten Ihres Hundes anwesend zu sein. Probieren Sie aus, wie nah Sie herankommen dürfen, ohne dass die Fellnase unruhig wird. Bleiben Sie stehen und warten Sie, bis der Napf leer ist oder freigegeben wird.
Verringern Sie im Laufe des Trainings die Distanz. Fangen Sie an, sich langsam und ruhig hin und her zu bewegen. Beobachten Sie Ihren Hund genau auf Anzeichen von Stress: Ist er angespannt? Verdreht er seine Augen, um Sie im Fokus zu behalten? Frisst er langsamer? Stellt er seine Ohren in Ihre Richtung? Gehen Sie zurück, bis er sich in Ihrer Gegenwart wieder entspannt. Erst dann gehen Sie wieder zum nächsten Schritt über.
Ist Ihr Hund beim Fressen völlig entspannt, auch wenn Sie neben ihm stehen? Dann zeigen Sie ihm als nächstes, dass Ihre Annäherung an den Napf etwas Positives ist: Es gibt mehr Futter!
Schritt 1: Geben Sie eine kleine Portion Futter in den Napf und warten Sie, bis Ihr Hund diese gefressen hat. Dann geben Sie ihm die nächste kleine Futterportion – bis er seine vollständige Ration erhalten hat.
Schritt 2: Geben Sie Ihrem Hund die zweite kleine Futterportion, während er noch mit der ersten beschäftigt ist. Fangen Sie mit einem Futterstückchen an und erhöhen Sie die Menge im Laufe der Zeit.
Bitte beachten Sie:
Haben Sie einen Hund, der sich während seiner Mahlzeiten aggressiv verhält? Entziehen Sie ihm bitte auf keinen Fall das Futter – auch nicht, um ihn beispielsweise während des Training damit zu belohnen und so zur Mitarbeit zu bewegen.
Sie verknappen damit die Ressource „Futter“ und erhöhen außerdem den Wert des Futters, wenn Sie es als Belohnung im Training einsetzen. Für den Hund ist dies ein Ansporn, seine Verteidigung des Futters zu verschärfen: Es ist häufig zu beobachten, dass sich die Aggression des Vierbeiners bei den Mahlzeiten noch steigert.
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Euer 4Pfoten-Urlaub-Team