Thema: Auslandstierschutz
Reisekrankheiten bzw. Mittelmeer-Krankheiten – Teil II
In Teil I dieser Artikel-Miniserie haben wir Ihnen die typischen Mittelmeer-Krankheiten
– Hepatozoonose,
– Babesiose (Hunde-Malaria) und
– Leishmaniose
vorgestellt und Ihnen Informationen zur Übertragung sowie Hinweise auf mögliche Symptome gegeben.
In diesem Folgeartikel geht es um die Krankheiten
– Herzwurm-Erkrankung,
– Hautwurm-Erkrankung und
– Rickettsiosen.
Welche Krankheitserreger können Ihren Hund betreffen und wie werden sie nachgewiesen und behandelt?
Auch hinsichtlich der nun folgenden Informationen bitten wir Sie, sich bei weitergehenden Fragen vertrauensvoll an Ihren Tierarzt zu wenden.
Herzwurm-Erkrankung (kardiovaskuläre Dirofilariose)
Bei den Erregern der Herzwurm-Erkrankung handelt es sich um die Larven der Rundwürmer bzw. Fadenwürmer „Dirofilaria immitis“. Sie werden durch Mückenstiche ins Bindegewebe übertragen und erreichen nach einer etwa sechsmonatigen Wanderung als erwachsene Würmer die Lungenarterien und das Herz des infizierten Hundes. Dort werden erneut Larven freigegeben und durch das Blutsaugen von Stechmücken wiederum auf andere Hunde übertragen. Die Würmer haben eine Lebensdauer von ungefähr sieben Jahren.
Es sind vor allem Hunde als Endwirt und Erreger-Reservoir betroffen, aber auch Katzen und Füchse sowie (in sehr seltenen Fällen!) auch Menschen mit Immunschwäche. Der Parasit ist im gesamten Mittelmeerraum zu finden und erreicht sogar die südliche Schweiz. Eine weitere Ausbreitung ist schon aufgrund der klimatischen Veränderungen in Zukunft nicht auszuschließen.
Sehr oft sind bei dieser Erkrankung keine klinischen Symptome festzustellen, doch die infizierten Hunde fungieren in jedem Fall als Überträger. Wie massiv die Krankheit ausbricht, hängt von der Anzahl der adulten Würmer sowie ihrer Position im Körper ab. Zu den Symptomen zählen deutlicher Gewichtsverlust und Schwäche sowie starke Hustenanfälle bis hin zur Atemnot und Cor pulmonale („Lungenherz“).
Die Diagnose erfolgt mittels eines Bluttests. Ein direkter Nachweis des Vorhandenseins der Erreger im Blut lässt sich mittels Blutabnahme zwischen 18 und 20 Uhr erbringen. Daneben gibt es einen indirekten Nachweis, der Proteine aufzeigt, die durch erwachsene Herzwurmweibchen ins Blut gelangen. Der Proteinnachweis ist in der Regel erst möglich, wenn das Weibchen ausgewachsen ist. Dies wiederum ist etwa fünf bis sechs Monate nach der Infektion der Fall. Die Diagnose ist auch bei symptomfreien Tieren zu stellen, um eine erfolgreiche Therapie durchführen zu können.
Zu Beginn der Therapie und zur Prophylaxe wird ein Spot-On verabreicht und anfangs mit einem Antibiotikum kombiniert. Da die Behandlung der adulten Würmer aufwändig und nicht ohne Risiko ist, muss der Tierarzt die weitere medikamentöse Therapie laufend anpassen und die Würmer gegebenenfalls sogar chirurgisch entfernen.
Damit eine Herzwurm-Erkrankung gar nicht erst auftritt, wird zur Prophylaxe ein geeignetes repellierendes (Mücken abwehrendes) Präparat empfohlen.
Hautwurm-Erkrankung (kutane Dirofilariose)
Auch der Erreger Dirofilaria repens wird von vielen unterschiedlichen Stechmücken übertragen. Allerdings lebt dieser Wurm „nur“ im subkutanen Bindegewebe des Wirts und hat eine Lebensdauer von etwa fünf Jahren. Zu den Endwirten zählen Hunde, Katzen, Wildcarnivore (nicht domestizierte Fleischfresser) und auch Menschen. Wie der Herzwurm ist auch der Hautwurm im gesamten Mittelmeerraum zu finden und verbreitet sich weiter in die osteuropäischen Länder sowie nach Süddeutschland.
Wie die klinischen Symptome aussehen, hängt von der Lokalisation der Erreger ab. Adulte Würmer verursachen schmerzlose, subkutane Knoten in der Haut sowie juckende Hautreaktionen. Da die Würmer durch das Bindegewebe wandern, können die Knoten vorübergehend auftreten.
Diagnostiziert wird mittels einer Blutuntersuchung, die Therapie besteht aus einem 6-monatigen Spot-On, das anfangs mit einem Antibiotikum kombiniert wird.
Rikettsiosen (Anaplasmataceae)
Zu den Rikettsiosen zählen die Krankheiten Ehrlichiose, Anaplasmose und die „eigentliche“ Rikettsiose.
Ehrlichiose (canine monozytäre Ehrlichiose)
Das Bakterium wird über die braune Hundezecke auf den Hund übertragen; die Infektion beginnt ab drei Stunden nach dem Anheften der Zecke. Ehrlichiose-Bakterien befallen die weißen Blutkörperchen, pflanzen sich darin fort und ziehen das Immunsystem schwer in Mitleidenschaft. Die Erkrankung ist vor allem dort anzutreffen, wo auch die Zeckenart heimisch ist: in tropischen und subtropischen Regionen sowie im südlichen Europa.
Auf eine akute Ehrlichiose deuten anfangs Mattigkeit und Leistungsschwäche hin, häufig tritt daraufhin hohes Fieber ein, die Lymphknoten schwellen an, und es kann sich Blut in Kot und Urin zeigen. Weitere Symptome sind Nasenbluten, Blutergüsse in den Gelenken, rheumatoide Arthritis und Veränderung der Augen bis hin zur Erblindung.
Eine chronische Ehrlichiose wird auch als „silent killer“ (stiller Mörder) bezeichnet. Sie kann zu Knochenmarksdepression sowie zur Niereninsuffizienz führen.
Bei diagnostizierter Ehrlichiose wird drei bis vier Wochen lang mit einem Antibiotikum in Kombination mit einem Magenschutz behandelt. Besteht eine Co-Infektion mit Babesien, kommen weitere Medikamente zum Einsatz.
Der Erreger kann in der Regel nicht vollständig eliminiert werden, da er sich in die Milz und ins Knochenmark zurückziehen kann. Eine regelmäßige Kontrolle wird daher empfohlen.
Anaplasmose
(a) granulozytäre Ehrlchiose, b) zyklische thrombozytäre Anaplasmose)
Diese Erkrankung wird durch Anaplasma phagozytophilum (früher Ehrlichia phagozytophila) und Anaplasma platys hervorgerufen. Der erste Erreger ist global verbreitet, der zweite ist eher in südlichen Ländern zu finden. Bei beiden Arten handelt es sich um Bakterien der Rickettsiengruppe und werden entweder vom Holzbock (Anaplasma phagozytophilum) oder von der braunen Hundezecke (Anaplasma platys) etwa 36 bis 48 Stunden nach dem Zeckenbiss übertragen.
Der Großteil der Infektionen verläuft mit nur gering erkennbaren Krankheitsanzeichen und zeigt sich deutlich weniger dramatisch als die Ehrlichiose. Zu den klassischen Symptomen der Anaplasmose zählen Abgeschlagenheit und Fieber, keine Lust zu fressen, gelegentlich Lähmungserscheinungen mit rheumatoider Arthritis, vergrößerte Lymphknoten und Milz sowie Blutungen.
Für den Menschen besteht keine Gefahr, die Übertragung vom Hund auf den Menschen ist äußerst unwahrscheinlich.
Behandelt und therapiert wird mittels eines Antibiotikums, das über 21 bis 28 Tage verabreicht wird – regulär in Kombination mit einem Magenschutz.
Rikettsiose
Das Bakterium Rickettsia conorii wird durch die braune Hundezecke, das Rickettsia felis durch Flöhe übertragen. Die Ansteckung erfolgt ab etwa 24 Stunden, nachdem das Insekt angefangen hat zu saugen. Diese Erkrankung ist weltweit verbreitet.
Der Krankheitsverlauf ist in der Regel mild bis subklinisch. Zu den Symptomen zählen in erster Linie flächige Veränderungen der Haut mit Pusteln. Schwerer wiegende Symptome treten in der Regel nur zusammen mit einer Co-Infektion auf.
Rikettsien-Infektionen können auch bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem auftreten. Zu den typischen Symptomen zählen unter anderem ein allgemeines Krankheitsgefühl, Fieber, Mattigkeit, Kopf- und Muskelschmerzen und Hautausschlag. In jedem Fall sollte ein Arzt hinzugezogen werden!
Die Therapie infizierter Hunde entspricht der Behandlung bei Anaplasmose und Ehrlichiose mit Antibiotika und Magenschutz.
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