Bindung und Vertrauen:
Wie Hunde unsere Herzen erobern – und wir ihre
Bereits seit Tausenden von Jahren werden die Menschen von Hunden begleitet. Heute zählen sie zu den beliebtesten Haustieren, und das aus vielen guten Gründen. Hunde sind von Natur aus äußerst sozial. Sie geben uns das Gefühl, nicht allein zu sein, und verbessern das Wohlbefinden „ihrer Menschen“ bereits durch ihre reine Anwesenheit. Sie sorgen dafür, dass wir uns mehr an der frischen Luft bewegen. Und sie bieten uns ihre bedingungslose Liebe und Freundschaft.
Vertrauen, Nähe, Verlässlichkeit, Sicherheit und liebevolle Gefühle sind Begriffe, die mit der tiefen Bindung zwischen Mensch und Hund spontan verbunden werden. Wie können wir die Bindung zu unserem Hund aufbauen oder stärken?
Das Bindungshormon „Oxytocin“ und seine Bedeutung
Lieben Sie es auch, Ihrem Hund richtig tief in die Augen zu schauen? Legt er den Kopf dabei schief, und Sie haben das Gefühl, dass Ihnen das Herz überläuft? Tatsächlich wurde wissenschaftlich längst belegt, dass sich bei einer solchen liebevollen Interaktion mit Ihrem Vierbeiner die Gehirnchemie verändert – sowohl bei Ihnen als auch bei Ihrer Fellnase! Die Konzentration des Hormons Oxytocin steigt an; ein Botenstoff, der beruhigend wirkt, Stress reduziert, den Blutdruck senkt, Ängste löst und Vertrauen und Zugehörigkeit vermittelt.
Kein Wunder, dass dieses Hormon häufig auch als „Bindungshormon“, „Kuschelhormon“ oder auch „Liebhab-Hormon“ bezeichnet wird. Interessant dabei: Je höher der Oxytocinspiegel beim Menschen ist, desto höher ist er auch beim Hund. Und je höher der Spiegel ist, desto besser ist die Beziehung zwischen beiden.
Lassen Sie uns schauen, wie Sie das Kuschelhormon aktivieren bzw. das Level heben können!
Tipps für eine stärkere Bindung zwischen Ihnen und Ihrem Hund
1. Welche Interessen hat Ihr Hund?
Nehmen Sie sich etwas Zeit für die Beantwortung dieser Frage und beobachten Sie Ihren Vierbeiner im Alltag genau. Was tut er gern? Erstellen Sie eine Liste mit seinen „Hobbys“ und Bedürfnissen, zum Beispiel
- Leckerchen suchen
- Angel-, Zerr- oder Ball-Spiele
- schnell laufen
- mit Ihnen gemeinsam joggen oder spazierengehen
- Vögel jagen
- kuscheln
- Tricks lernen und ausführen
- Papier zerfetzen
- buddeln
- Futterbeutel tragen
- Katzen anbellen
- …
Streichen Sie die Punkte, die Sie Ihrem Vierbeiner nicht erlauben möchten, zum Beispiel „Katzen anbellen“. Im nächsten Schritt suchen Sie die Interessen Ihres Hundes heraus, bei denen Sie irgendwie eine Rolle spielen, zum Beispiel „Leckerchen suchen“. Darauf richten Sie Ihren Fokus. Das sind die Dinge, mit denen sich gemeinsame wunderschöne Momente erleben lassen – und die die Bindung zwischen Ihnen beiden stärken.
2. Konzentrieren Sie sich auf gewünschtes Verhalten
Worauf achten Sie in erster Linie bei Ihrem Vierbeiner? Wann werden Sie aufmerksam? Wenn er buddelt, obwohl er es nicht soll? Wenn er wieder einmal den Papierkorb ausleert? Wenn er sich auf Kommando nicht hinsetzt? Wie reagieren Sie? Korrigieren Sie ihn? Schimpfen Sie? Bestrafen Sie ihn vielleicht sogar?
Bestrafungen lösen immer negative Gefühle aus, die von Unverständnis über Unbehagen bis hin zu Angst und Schmerz reichen.
Ändern Sie den Blickwinkel und konzentrieren Sie sich auf die Dinge, die Ihr Vierbeiner richtig macht. Ein Markerwort oder ein Clicker ist dafür ein hervorragendes Hilfsmittel, denn sie verstärken erwünschtes Verhalten punktgenau.
Positive Verstärkung und Belohnungen lösen immer positive Gefühle aus, vor allem Freude über den Erfolg, Verstandenwerden und Vertrauen.
Und genau darum wird Ihr Hund auch genau dieses Verhalten immer öfter zeigen.
3. Zeit für Gemeinsamkeit
Wann haben Sie es sich gemeinsam mit Ihrem Hund zum letzten Mal so richtig gemütlich gemacht? Sich mit ihm zum Kuscheln auf die Couch gesetzt und – Achtung! – sich vollkommen auf ihn konzentriert? Ohne Fernseher, ohne Handy?
Pushen Sie den Oxytocin-Spiegel und genießen Sie das ruhige Zusammensein mit Ihrem Vierbeiner. Kraulen Sie ihn, blicken Sie ihm in die Augen, sprechen Sie mit leiser Stimme mit ihm. Achten Sie auf seine Reaktionen. Wie entspannt er sich? Dreht er sich auf den Rücken und macht sich so richtig lang? Grunzt er genüsslich? Leckt er Ihre Hand ab und schaut Sie mit einem „Lächeln“ an?
Lassen Sie sich völlig ein auf diesen Moment. Und nehmen Sie sich bitte wirklich Zeit, ohne daran zu denken, was als nächstes auf der To Do-Liste steht. Die Arbeit läuft Ihnen nicht davon, die kostbare Zeit mit Ihrer Fellnase dagegen schon.
4. Erleben Sie die Hunde-Welt mit seinen Augen
Wie sehen Ihre Spaziergänge mit Ihrem Hund aus? Ist jeder von Ihnen mit seinem eigenen „Kram“ beschäftigt? Denken Sie über das Meeting morgen nach, während er versucht, die Kletterkünste eines Eichhörnchens zu imitieren? Tauschen Sie sich per WhatsApp mit Ihrer Freundin aus, während Ihre Fellnase den lokalen Hunde-Anzeiger liest? Überlegen Sie schon, was Sie für den Urlaub mit Ihrem Hund alles vorbereiten müssen? Oder anders gefragt: Gehen Sie gemeinsam Gassi oder jeder für sich?
Wir möchten Ihnen empfehlen, die gemeinsame Zeit auch gemeinsam zu verbringen. Wählen Sie einen ruhigen Abschnitt Ihrer Route und schauen Sie Ihrer Fellnase vorerst einfach nur zu. Beobachten Sie: Wohin schaut er? Können Sie erfassen, was er sieht? Schnüffelt er am Boden? Wie lange? Hebt er die Nase in die Luft und wittert? Wie bewegen sich seine Ohren? Synchron oder unabhängig voneinander?
Schaut Ihr Hund Sie zwischendurch an? Fangen Sie den Blick auf und loben Sie ihn aktiv dafür. Er kommuniziert mit Ihnen – ein kostbarer Moment, denn Sie sehen, dass er auch unterwegs mit Ihnen in Verbindung bleiben möchte und auf Sie achtet. Wenn Sie den Blickkontakt jedes Mal positiv verstärken, wird er immer öfter mit Ihnen auf diese Weise in Verbindung treten.
5. Abenteuer Spaziergang mit viel Spaß
Dieser Punkt kann dem vorherigen direkt folgen, denn jetzt geht es ums gemeinsame, aktive Erleben draußen. Und es braucht gar nicht so viel dafür.
Verstecken Sie Leckerchen oder einen Ball und lassen Sie Ihren Hund danach suchen. Verstreuen Sie Leckerchen im Gras und suchen Sie dann gemeinsam danach. Üben Sie mit ihm das Balancieren auf Baumstämmen, springen Sie zusammen darüber. Gehen Sie gemeinsam im Slalom um Pfähle herum. Planschen Sie mit ihm im seichten Wasser eines Sees.
Ihrer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt – Hauptsache, Sie haben Spaß zusammen!
6. Seien Sie klüger als die Lehrer in der Schule
Wissen Sie es noch? Sie haben in Deutsch Diktate geschrieben. In Englisch Vokabeltests. Und in Mathe Rechentests. Was wurde besonders hervorgehoben? Richtig, die Fehler, die Sie gemacht haben. Mit roter Tinte – wenn schon, denn schon. Hin und wieder gab es vielleicht mal einen freundlichen Kommentar unter einer Klassenarbeit mit einem „Sehr gut!“, aber wie oft kam das vor?
Wie gut sind Sie darin, die Fehler Ihres Hundes zu benennen? Das, was er (noch) nicht kann? Und wie viel fällt Ihnen spontan auf die Frage ein, was seine Stärken sind und was er schon alles gelernt hat?
Keine Sorge, es ist ganz normal, dass wir eher auf Defizite anspringen als auf das, was gut läuft. Wir haben es ja selbst nicht anders gelernt. Aber es motiviert nicht gerade, wenn nur die Fehler aufgezeigt werden, anstatt das zu loben, was man (unter Anstregung) gelernt hat und umsetzen kann. Oder?
Ihrem Hund geht es da nicht anders!
Fokussieren Sie sich im Alltag darauf, was funktioniert und gut klappt. Und geben Sie Ihrem Vierbeiner ein entsprechend positives Feedback.
Das bedeutet nicht um Umkehrschluss, unerwünschtes Verhalten durchgehen zu lassen. Ein Nein ist ein Nein. Er soll nicht unangeleint zur Tür hinaushuschen? Sie halten ihn natürlich davon ab, er könnte ja draußen vor ein Auto rennen. Und dann bleibt er stattdessen plötzlich im Flur sitzen und schaut Sie erwartungsvoll an? Nehmen Sie es wahr! „Wow! Super!“
7. Seien Sie „des Hundes Schild und Schutz“
Ein Fremder lässt seinen Hund ungefragt zu Ihrem laufen? Oder Ihr Vierbeiner wird von einem Fremden – ebenfalls ungefragt – gekrault? Und Sie wissen, dass Ihr Hund das alles gar nicht mag? Dann setzen Sie sich in diesen Momenten deutlich für ihn ein, denn Sie wissen: Auch unsere tierischen Gefährten haben ihre Grenzen und ihre Rechte.
Sagen Sie klar „Nein!“ zum Gegenüber und schützen Sie damit Ihren Vierbeiner vor – aus seiner Sicht – unangenehmen Situationen. So sieht Ihr Hund, dass Sie sein sicherer Anker sind, dass er sich auf Sie verlassen kann und dass Sie ihn nicht in Situationen bringen, die ihm Unbehagen bereiten.
Ihre Aufgabe ist es, für Ihren Vierbeiner da zu sein, und nicht, es anderen Menschen recht zu machen.
Wir hoffen, euch hat unser Blogartikel gefallen! Bei Ideen, Anregungen oder Korrekturwünschen bitten wir um einen Kommentar 🙂
Euer 4Pfoten-Urlaub-Team